Nachhaltige Geldanlage

Grüne Wende – weshalb die kommenden Monate ausschlaggebend sind

Zusammenfassung

Nachhaltigkeit und Wirtschaft nach Corona? Während die Welt im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie steht, können verantwortungsbewusste Anleger dazu beitragen, dass das Wiederhochfahren der Wirtschaft auf nachhaltige und inklusive Weise geschieht. Eine Arbeitsgruppe der Investoreninitiative „UN PRI“ hat Empfehlungen entwickelt, die zur Lenkung der Investoren-Aktivitäten beitragen soll.

  • Nachhaltigkeitsziele können in die finanziellen Anreize und politischen Mechanismen integriert werden, die das Wiederhochfahren der Wirtschaft nach dem Konjunktureinbruch im Zuge der Covid-19-Pandemie unterstützen sollen
  • Die kommenden Monate sind maßgeblich für eine entschlossene „grüne Wende“. Untersuchungen zeigen, dass viele Anreizmaßnahmen, die auf eine Dekarbonisierung abzielen, ein hohes Potential zur Schaffung von Arbeitsplätzen aufweisen und ausgeprägte Multiplikatoreffekte in der Volkswirtschaft entfalten.
  • Unternehmen, Anleger, Politiker und andere Stakeholder müssen sich auf soziale Aspekte und Menschenrechte fokussieren, um eine gerechtere und inklusive Wirtschaft zu schaffen.
  • Unternehmen sollten ihre Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit analysieren und Empfänger von Fördergeldern werden nachweisen müssen, wie sie für unterschiedliche Stakeholdern Nutzen stiften
  • Bei einer wirkungsvollen Reaktion auf die Covid-19-Krise kommt Anlegern eine eindeutige Rolle zu – es obliegt aber auch der Investmentbranche, verantwortungsvoll zu handeln und einen politischen Wandel zu unterstützen

Zwar hat die Covid-19-Pandemie viele Bereiche unserer Wirtschaft und unseres Alltags zum Erliegen gebracht, doch hat sich dadurch nichts an der Notwendigkeit geändert, die Welt nachhaltiger zu machen. Die Liste drängender Probleme ist lang – sie reicht vom Kampf gegen den Klimawandel über die Beseitigung sozialer Ungleichheit bis hin zur Verbesserung der Corporate Governance. Zum Glück gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Nachhaltigkeitsziele in den finanziellen Anreizen und politischen Mechanismen zu integrieren, die die Wiederbelebung der Wirtschaft unterstützen.

 

  Aktiv werden: Die kommenden Monate sind ausschlaggebend für eine entschlossene „grüne Wende“.            

 

Der Klimawandel ist weiterhin eines der drängendsten Probleme, vor dem unsere Welt heute steht. Politiker sollten die Gelegenheit nutzen, die durch Verschiebungen an den Märkten und beim Verhalten entstanden sind, um den Wandel zu beschleunigen. Dabei sollten sie sich möglichst auf Bereiche konzentrieren, in denen das Wiederhochfahren der Wirtschaft nach der Covid-19-Pandemie und die Priorität einer Dekarbonisierung am engsten miteinander verknüpft sind. Ein im Mai 2020 veröffentlichtes Forschungspapier der „Smith School of Enterprise and the Environment“ der Universität Oxford unterstreicht die Dringlichkeit. Die Autoren kamen zum Schluss, dass „Fortschritte im Hinblick auf den Klimawandel wesentlich von politischen Entscheidungen in den nächsten sechs Monaten abhängig sind". Zugleich vertraten sie die Ansicht, dass „die richtigen Entscheidungen einen langfristigen Abwärtstrend bei den Emissionen von Treibhausgasen bewirken könnten“.

 

“Um eine entschlossene „grüne Wende“ zu bewerkstelligen, müssen die Regierungen ihre finanziellen Anreize zielgerichtet vornehmen und gleichzeitig zur Gestaltung von Märkten beitragen, die für die Gesellschaft und den Planeten von Vorteil sind.“

 

Glücklicherweise haben zahlreiche Regierungen – einschließlich derer in Kanada, Deutschland, Frankreich und Südkorea – bereits signalisiert, dass sie diese Richtung einzuschlagen beabsichtigen. Die Europäische Union hat ehrgeizige Vorschläge für einen „Recovery Plan“ vorgelegt, der auf „ein nachhaltigeres, widerstandsfähigeres und gerechteres Europa abzielt“.

Führende Politiker weltweit haben anerkannt, dass die Ziele der UNO zur nachhaltigen Entwicklung (SDGs) eine Orientierung bei globalen Maßnahmen bieten können, die „niemanden zurücklassen“. Zugleich besteht ein zunehmender Konsens dahingehend, dass in erheblichem Umfang privates Kapital mobilisiert werden muss, um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Daraus ergeben sich Chancen für Anleger

 

„Untersuchungen zeigen, dass viele Anreizmaßnahmen, die auf eine Dekarbonisierung abzielen, ein hohes Potential zur Schaffung von Arbeitsplätzen aufweisen und beträchtliche volkswirtschaftliche Multiplikatoreffekte entfalten.“

 

Dieser Aspekt ergänzt die Argumente zugunsten nachhaltiger Investments1 , die im Lauf der Zeit an Gewicht gewonnen haben:

  • Nachhaltige Innovationen in Bereichen wie CO2-armer Infrastruktur sind in den letzten zehn Jahren sehr erfolgreich gewesen und haben gezeigt, dass „grüne“ Anreize neben einem Beitrag zur Dekarbonisierung auch Wachstum und Arbeitsplätze schaffen können.
  • Wichtige Technologien (wie die Erzeugung Erneuerbarer Energien) sind von den Gestehungskosten her international wettbewerbsfähig geworden. Andere (zum Beispiel Elektroautos) könnten so weit sein, sich zu etablieren – die passende Infrastruktur und staatliche Anreize vorausgesetzt.
  • Während der Pandemie haben sich nachhaltige Anlagen vergleichsweise gut entwickelt.2  Zahlreiche CO2-arme Sektoren verfügen weiterhin über ein größeres Wachstumspotential als etablierte Bereiche mit höherem CO2-Ausstoß.

 

  Ungleichheit: Es ist an der Zeit, „soziale“ Auswirkungen zu überdenken            

 

Die Covid-19-Pandemie hat sich überproportional auf die ärmsten Bürger ausgewirkt. Sie hat die Armut und Verletzlichkeit von Millionen von Menschen deutlich gemacht, die nicht in Form von Wohlstand und Sicherheit von Jahrzehnten des Wachstums und der Entwicklung profitiert haben. Das veranlasst immer mehr Investoren, den Fokus auf soziale Aspekte und Menschenrechte zu legen. Damit gewinnt das „S“ in ESG (Environmental, Social, Governance) die dringend benötigte Aufmerksamkeit.

 

„Um diese Bemühungen zu unterstützen, muss die Investmentbranche ihre Methodik und die Daten zur Einbeziehung sozialer Auswirkungen in ihre Anlagestrategien, die Asset-Allokation und die Interessenwahrnehmung verbessern. Auch die Unternehmen müssen hier ihren Teil beitragen.“

 

Viele nehmen dabei bereits eine Führungsrolle ein, was die Definition ihres sozialen Zwecks und Effektes angeht. An Wichtigkeit gewonnen haben auch die internationalen Standards in Bezug auf die Menschenrechte, die Unternehmen, Anlegern, Politikern und anderen Stakeholdern einen Orientierungsrahmen liefern, anhand dessen sich eine gerechtere, inklusive und widerstandsfähiger Wirtschaft schaffen lässt.

 

  Unternehmensnutzen: Verstärkte Kontrolle des Unternehmenszwecks und -werts zu erwarten            

 

Die Pandemie hat wieder verschärft den Unternehmenszweck in Frage gestellt und die Rolle, die die Investmentbranche spielen kann, um die Unternehmen zur Ausrichtung auf Ziele in punkto nachhaltige Entwicklung zu motivieren. Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie bei  Entscheidungen über den Kapitaleinsatz einen verantwortungsbewussten Ansatz verfolgen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Vergütung von Führungskräften. Stakeholder erwarten zunehmend eine Anknüpfung der Bezahlung an die Leistung, die auch die Auswirkungen auf die Mitarbeiter, Zulieferer und das lokale Umfeld der Unternehmen umfasst. Unternehmen, die vom Staat gerettet werden oder Gelder im Rahmen von Anreizmaßnahmen erhalten, werden noch deutlicher nachweisen müssen, wie die Mittel eingesetzt werden, um für eine Palette unterschiedlicher Stakeholder Nutzen zu stiften.

 

  Wie geht es weiter? - Erfolgreiche Umsetzung erfordert auch klare fiskal- und Geldpolitik            

 

Im Rahmen der staatlichen Reaktion auf die Krise müssen die Regierungen Nachhaltigkeitsziele in die finanziellen Anreize und politischen Mechanismen integrieren, die die Wiederbelebung der Wirtschaft unterstützen. Was wir bislang an fiskalpolitischen Anreizen und geldpolitischen Maßnahmen gesehen haben, erinnert von der Größenordnung und Reichweite an Kriegszeiten. Zwar waren diese Schritte angemessen, um die dringend benötigte Wiederbelebung der Wirtschaft zu bewerkstelligen, doch ist in vielfacher Hinsicht eine glaubwürdige Exit-Strategie erforderlich.

 

Gründe für eine Exit-Strategie:

  • Eine länger anhaltende Phase niedriger Kapitalkosten – sowohl für Fremd- als auch Eigenkapital – könnte ein übermäßiges Eingehen von Risiken nach sich ziehen und zu einer Fehlallokation von Ressourcen führen und damit eine erneute Vermögenspreisblase befeuern.
  • Wenn eine extrem lockere Geldpolitik über längere Zeit riskante Assets stützt, sei es in Form einer niedrigen Diskontierungsrate oder durch „Sozialisierung“ von Anlagerisiken (indem die Notenbanken Vermögenswerte aus dem privaten Sektor aufkaufen), könnte die Vermögensungleichheit weiter zunehmen.
  • Die Regierungen retten derzeit Unternehmen aus dem privaten Sektor durch Beteiligung am Eigenkapital und Bereitstellung von Liquidität. Dies ist zwar eine unvermeidliche Folge der Krise, doch müssen sie auf mittlere Sicht diese Form der fiskalpolitischen Unterstützung wieder beenden. Dass der Staat ein besserer Unternehmer als die Firmenbesitzer selbst ist, ist wenig wahrscheinlich.

 

  Anleger spielen eine wichtige Rolle: Weltweit ist Handeln und Kooperation in vielen Bereichen dringend geboten            

 

Um die Covid-19-Krise zu bewältigen, müssen Anleger, Asset Manager und andere Stakeholder zusammenarbeiten, um Leitlinien zu entwickeln, die transparent, effektiv und auf die Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet sind. Gleichzeitig müssen sie eine Finanzierung sicherstellen, durch die geeignete Lösungen beschleunigt werden können.

Anleger haben dabei eine klare Rolle zu erfüllen. Es obliegt aber auch der Investmentbranche, verantwortungsvoll zu handeln und einen politischen Wandel zu unterstützen.

 

„Als aktiver und verantwortungsbewusster Asset Manager sind wir es unseren Kunden und weiteren Stake Holdern schuldig, eine wirtschaftliche Erholung zu unterstützen, die nachhaltig und inklusiv ist – und konkrete Reformen mit sich bringt.“

 

Wir sind zuversichtlich, dass unsere Mitbewerber in der Investmentbranche dasselbe tun, um die aktuellen globalen Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

 

 

Stefan Hofrichter nahm im Auftrag von Allianz Global Investors an Interviews mit der Investoreninitiative UN PRI (UN Principles for Responsible Investment) teil, um Material für diesen Bericht liefern zu können. Der vollständige Bericht ist hier zu lesen.

 

 

Mehr zu nachhaltiger Geldanlage bei Allianz Global Investors erfahren Sie hier:

Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.

 

Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Höhe zurück. Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
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Wasser und Pandemien

Zusammenfassung

Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie es um die Wasserinfrastruktur weltweit bestellt ist. Denn auch während Pandemien ist die Versorgung mit und die Entsorgung von Wasser lebensnotwendig. Wie Unternehmen damit umgehen, in welchen Bereichen Nachholbedarf besteht und warum sich hierdurch Anlagechancen eröffnen können, lesen Sie im Artikel.

  • Die heutigen Wasserbehandlungssysteme sind generell in der Lage, eine Vielzahl von Bakterien und Viren abzutöten. Die am wenigsten entwickelten Länder haben jedoch häufig keinen Zugang zu derartigen Systemen und sind Krankheiten und Pandemien daher schutzloser ausgesetzt.
  • Investitionen in die Wasserqualität und Lösungen für die Wasseraufbereitung haben eine hohe Priorität für Wasserversorger und Regierungen in aller Welt.
  • Um für künftige Pandemien gerüstet zu sein, müssen die Notfallplanung und Krisenresistenz der bestehenden Infrastruktur einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
  • Eine krisenfeste Wasserinfrastruktur war nie wichtiger als heute – und der gesellschaftliche Wert des Wassers nie höher.

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