Interview mit Dr. Michael Heldmann
Dr. Michael Heldmann, CIO Systematic Equity, blickt zurück auf 25 Jahre Best Styles – auf die wichtigsten Meilensteine der Strategie, ihre durch fundiertes eigenes Research und durchdachte Innovationen geprägte Weiterentwicklung und die erfolgreiche Einbeziehung von künstlicher Intelligenz.
F: Herr Dr. Heldmann, wenn Sie auf 25 Jahre Best Styles zurückblicken, was schätzen Anleger Ihrer Meinung nach am meisten an dieser Strategie?
Unsere Anleger sind im Allgemeinen ergebnisorientiert. Daher steht die über die Jahre stabile und konsistente Outperformance der Strategie hier sicher an erster Stelle. Darüber hinaus schätzen unsere Kunden die Flexibilität, die ihnen Best Styles bietet, um ihre individuellen Bedürfnisse zu erfüllen. Ein Beispiel sind natürlich die immer beliebteren nachhaltigen Anlagelösungen wie Best Styles SRI (Sustainable and Responsible Investments), mit denen wir in den letzten Jahren neue Kunden gewinnen und bestehenden Kunden helfen konnten, ihre erweiterten Ziele zu erreichen. Unsere ertragsorientierte Global High Dividend Strategie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie aus einer kundenspezifischen Lösung ein erfolgreiches globales Produktangebot werden kann.
F: Können Sie uns etwas näher erläutern, wie der Ansatz Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt? Wie anpassungsfähig ist die Strategie?
Die Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren in den Best Styles Ansatz war bemerkenswert reibungslos. Die zunehmende Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten hat dazu geführt, dass wir mit Best Styles als datenzentriertem Ansatz in einzigartiger Weise in der Lage sind, Nachhaltigkeitsaspekte zuverlässig und solide in unseren analytischen Rahmen einzubeziehen. Best Styles ist erfolgreich auf Ziele wie die CO2-Reduktion, verbesserte Nachhaltigkeitsratings oder einen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN (Sustainable Development Goals - SDGs) ausgeweitet worden.
F: Die Best Styles Strategie feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Was steckt hinter ihrem anhaltenden Erfolg?
Unser Erfolg gründet auf dem tiefen Glauben an unsere Anlagephilosophie, die auf der Überzeugung beruht, dass Risikoprämien eine zuverlässige Quelle für Überrenditen darstellen.
Für den Aufbau eines wirklich diversifizierten Kernportfolios benötigen wir drei wesentliche Zutaten: Unternehmen mit attraktiven Bewertungen, Unternehmen mit starken Trends in Bezug auf die Aktienkursentwicklung, die Gewinne oder andere wichtige Finanzkennzahlen sowie Unternehmen, die gemessen an ihrer Finanz- und Branchenposition ausgesprochen resilient sind und häufig auch als Qualitätsunternehmen bezeichnet werden.
Diese drei Elemente reichen jedoch nicht aus, um ein Portfolio erfolgreich durch unterschiedliche Wirtschafts- und Marktzyklen zu steuern. Sie müssen mit Hilfe ausgefeilter Risikomanagement- und Portfoliokonstruktionstechniken auf umfassende Weise kombiniert werden.
Was uns unterscheidet, ist unsere feste Verpflichtung zu diesen Grundsätzen in allen – noch so turbulenten – Marktphasen in Verbindung mit unserer Verpflichtung zu kontinuierlichen Investitionen in die Verbesserung unserer Researchmethoden und die Berücksichtigung immer größerer Datenmengen. Darüber hinaus haben künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und alternative Daten maßgeblich dazu beigetragen, dass wir uns unseren Vorteil haben bewahren können. Dies wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
F: Wenn Sie zurückblicken, welche Entscheidungen waren besonders schwierig und warum?
Schwierige Entscheidungen für prozessorientierte Manager rühren häufig daher, dass ein Gleichgewicht zwischen der Prozessstabilität und der Notwendigkeit der ständigen Weiterentwicklung gefunden werden muss. Stabilität führt zu Vertrauen in die Reproduzierbarkeit einer Strategie und zu einer Situation, in der die Performance der Vergangenheit ein Indikator für die künftige Performance sein kann. Ohne Stabilität sind derartige Rückschlüsse eventuell nicht mehr möglich. Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass ein völlig statisches Modell auch nicht der richtige Weg ist, da man auf die ständigen, zum Teil strukturellen Veränderungen der Märkte reagieren können muss. Es gilt also, die richtige Balance von Kontinuität und Innovation zu finden.
Was Best Styles angeht, haben wir uns bewusst dazu entschieden, an den Grundkonzepten der Strategie langfristig festzuhalten. Dazu gehört die Überzeugung, dass Risikoprämien der Schlüssel zum Verständnis der Marktrenditen sind, dass die fünf Anlagestile, die wir nutzen (Value, Momentum, Revisions, Growth und Quality), die Haupttreiber für Überrenditen sind und dass die Portfoliokonstruktion ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Strategie ist.
Gleichzeitig ist klar, dass die Art und Weise, wie wir Value-Aktien, Aktien mit einem starken Trend oder hochwertige Unternehmen finden, im Laufe der Zeit im Detail angepasst und verbessert werden muss. Offensichtliche Gründe dafür sind zum Beispiel die Verfügbarkeit neuer Datenquellen oder Methoden.
Wir bemühen uns, alle möglichen Verbesserungen so früh wie möglich einzubeziehen, und sind hier häufig ein Vorreiter (wie zum Beispiel im KI-Bereich). Zu den subtileren Gründen gehören Veränderungen in der Art und Weise, wie der Markt bestimmte Risiken bewertet. So wird die Finanzverschuldung eines Unternehmens in manchen Zeiten vielleicht als riskant empfunden, während sie in anderen als notwendiges Instrument zur Steigerung des Gewinns betrachtet wird. Aus diesem Grund muss die Definition des Value-Konzeptes regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden, zum Beispiel entsprechend der Risikowahrnehmung des Marktes.
Für den Erfolg eines quantitativen Produktes ist es somit entscheidend zu wissen, wo und wann man dynamisch sein, beziehungsweise Stabilität bevorzugen sollte.
F: Sie haben KI als Beispiel genannt. Inwieweit ist diese bereits Teil von Best Styles und arbeiten Sie an der Integration weiterer Innovationen in diesem Bereich?
Wir setzen KI in Form von maschinellem Lernen seit 2007 ein, auch als Ergänzung zu klassischen Methoden wie der linearen Regression. Derartige Anwendungen werden auch weiterhin ein wichtiges Element unseres Ansatzes sein.
Ein weiteres sehr spannendes Feld ist die Nutzung von KI, um Erkenntnisse aus unstrukturierten Daten zu gewinnen. Die natürliche Sprachverarbeitung (NLP) ist ein Beispiel für eine Anwendung, an der wir in den letzten zehn Jahren sehr intensiv gearbeitet haben und die wir sehr erfolgreich einsetzen. Beispielsweise wandeln wir Aufzeichnungen von Analystentelefonkonferenzen in Informationen um, die für die Portfoliokonstruktion verwendet werden können.
Bei allem Medienrummel um KI darf aber auch nicht vergessen werden, dass die Datenmengen im Finanzsektor nicht groß genug sind, um komplexe KI-Modelle mit Techniken zu erstellen, wie sie zum Beispiel von ChatGPT verwendet werden. Es wird immer das Fachwissen eines quantitativen Investmentexperten erforderlich sein, um das KI-Modell anzuleiten und zu trainieren.
Was den Einsatz von KI im Investmentbereich angeht, ist es letztlich so, dass die moderne Technologie den menschlichen Verstand unterstützt – ihn aber nicht ersetzt. Wir nennen diesen Ansatz „Mensch und Maschine“.
F: Wohin wird sich das Factor Investing Ihrer Meinung nach entwickeln, und was sind die größten Herausforderungen und Chancen des faktorbasierten Investierens?
Das Konzept wird genauso relevant bleiben wie in den letzten 25 Jahren. Der Grundgedanke, dass Anleger für zusätzliche Renditen zusätzliche Risiken eingehen können, wird ein wesentlicher langfristiger Mechanismus auf den Kapitalmärkten bleiben und daher auch in Zukunft eine praktikable Strategie sein, um Überrenditen zu erzielen.
Mit Blick auf die nächsten fünf bis zehn Jahre erwarte ich, dass sich die Art und Weise, wie wir Unternehmen mit Risikoprämien identifizieren, weiterentwickeln wird – sicherlich auch durch die Einbeziehung von immer mehr Informationen in die Titelauswahl und das Risikomanagement (d.h. um herauszufinden, wo die höchste Prämie für das geringste zusätzliche Risiko erzielt werden kann). KI und das damit verwandte Thema der alternativen Daten werden hier in Zukunft wahrscheinlich eine noch größere Rolle spielen als heute.
F: Herr Dr. Heldmann, um es noch einmal zusammenzufassen: Wie stellen sich die Best Styles Strategie und ihre 25-jährige Geschichte aus Anlegersicht dar?
Best Styles ist eine Anlagelösung für den Aufbau eines Aktienkernportfolios, die sich über viele Jahre erfolgreich bewährt hat. In den vergangenen 25 Jahren haben wir bewiesen, dass die Konzentration auf die Vereinnahmung von Risikoprämien bei gleichzeitigem Management unerwünschter Risiken einen Mehrwert für Anleger schaffen kann. Und die Beständigkeit des Konzepts über die Zeit bedeutet, dass der in der Vergangenheit erzielte Erfolg für Anleger auch in Zukunft relevant ist.
Mit ihrer breiten Diversifikation, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Aktien als auch in Bezug auf die Quellen von Mehrerträgen, bietet die Best Styles Strategie eine Beständigkeit, die viele Anleger suchen. Wir glauben, dass wir mit Best Styles eine Anlagelösung entwickelt und kontinuierlich verbessert haben, die nicht nur in der Vergangenheit erfolgreich war, sondern auch fit für die Zukunft ist.
DR. MICHAEL HELDMANN, CFA CIO Systematic Equity
Bevor er zum CIO der gesamten Systematic Equity-Plattform ernannt wurde, war Dr. Michael Heldmann CIO Systematic Equity US mit Sitz in San Francisco. Zuvor verwaltete er zudem die Best Styles Emerging Markets und Best Styles Europe Equity Produkte. Vor seinem Eintritt in das Systematic Equity Team war er im internationalen Labor CERN in Genf, Schweiz, als Forscher auf dem Gebiet der Teilchenphysik tätig. Er hat einen Master-Abschluss in Physik von der Universität Mainz und einen Doktortitel von der Universität Freiburg. Er hält zudem die CFA-Zertifizierung.