Update Magazine II/2022

Einfach angehen

Eine strategische Allokation in Privatmärkte kann Anlegern helfen, Portfolios in Zeiten hoher Inflation oder starker Marktkorrekturen ein Stück weit stabiler zu machen – doch die Wahl der passenden Zielallokation ist keine triviale Entscheidung.


Update Magazin II/2022
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Zugegeben, in den letzten zehn Jahren war es ziemlich einfach, Rendite zu erwirtschaften, egal ob an Aktien-, Rentenoder privaten Märkten. Aktuell sieht es ganz anders aus: gestiegene Volatilität, Inflation und Zinsen zum einen, Krieg und Ost-West-Spannungen zum anderen. Die Anleger müssen sich mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen auseinandersetzen. Um die damit einhergehende Unsicherheit zu senken, kann der Aufbau eines Private-Markets-Portfolios helfen.

Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Strategien innerhalb des Investmentuniversums selbst. Gegen Zins- und Inflationsrisiken etwa lässt sich mit einem variabel verzinsten Engagement in private Darlehen oder mit inflationsgebundenen Erträgen aus Infrastruktur- und Immobilienanlagen angehen. Eigenkapital-Investments in Private Markets wiederum generieren durch langfristig angelegte operative Wertschöpfung wichtige Zusatzrenditen. Opportunistisch gesehen, können Special-Situation- oder SecondariesStrategien zum Beispiel auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erfolgreich sein. Und längerfristig können Anleger von globalen Megatrends wie Energiewende, Digitalisierung und Urbanisierung profitieren.

10,4 Billionen Dollar So viel Geld steckte im Dezember 2021 in Private Markets. Vor zehn Jahren waren es noch 2,7 Billionen.1

Mit anderen Worten: Private Markets können für Investoren wichtige Quellen für Zusatzrenditen in ihre Portfolios darstellen. Das Konzept ist nicht neu, wie etwa der Blick nach Yale zeigt. Dort wirkte lange Jahre der inzwischen verstorbene, in Investorenkreisen nun fast legendäre David Swensen als Manager des Stiftungsvermögens der Universität. Bereits in den Achtzigern vergrößerte er Stück für Stück den Private-Equity-Anteil des Portfolios. Die inzwischen für amerikanische Stiftungen typisch hohen illiquiden Allokationen mögen nicht für alle Anleger der Königsweg sein. Jedoch gilt unserer Meinung nach das Grundprinzip von Swensen: „Die beste Strategie ist ein klug diversifiziertes Portfolio.“2 Und Diversifikation nur mit Aktien und Renten zu betreiben hieße in unseren Augen, einen inzwischen wesentlichen Teil des Marktes zu vernachlässigen.

Leicht gesagt, nicht ganz so leicht umgesetzt

Mehr Private Markets – was einfach klingt, wirft für viele Anleger Fragen auf. Zum Beispiel die danach, wie viel Risiko sie ins Portfolio aufnehmen, wenn sie entsprechend investieren. Das Problem: Es gibt nicht das eine archetypische PrivateMarkets-Investment, sondern viele verschiedene Investmentstrategien unter diesem einen Schlagwort. Private Equity macht weiterhin den Löwenanteil aus, aber auch andere Assetklassen wie Private Debt und Infrastruktur haben inzwischen ausreichend Marktreife, um sich einen Platz in den meisten Investoren-Portfolios zu verdienen.

A/ MEHR PRIVATE MARKETS, MEHR STREUUNG
Zwischen Dezember 2010 und Dezember 2021 haben sich die Assets under Management von Infrastruktur fast versechsfacht, von PE und PD fast vervierfacht, und Private Debt hat Private Equity sogar im Wachstum übertroffen.

Quelle: Preqin, Stand: September 2022.

Mehr Auswahlmöglichkeiten für die Diversifikation ist eine gute Entwicklung. Aber sie bedeutet auch, dass sich Investoren zwischen den unterschiedlichen Risikoprofilen bewusst entscheiden müssen – und das nicht nur zwischen den Assetklassen, sondern auch innerhalb jeder einzelnen. Herausfordernd ist auch die Tatsache, dass historische Daten und Preisinformationen im Vergleich zu öffentlichen Märkten nur begrenzt verfügbar und aussagekräftig sind.

Den richtigen Werkzeugkasten zur Hand

Doch bange machen gilt nicht – denn mit einem dreistufigen Ansatz im Portfolio-Design, wie ihn etwa das Private-Markets-Solutions-Team von Allianz Global Investors unter Verwendung des Capital-Markets-Modells von risklab etabliert hat, können diese Herausforderungen Schritt für Schritt bewältigt werden.

In Stufe eins geht es darum, das Fundament zu legen und die Frage zu beantworten, welchen Risikofaktoren jede Assetklasse unterliegt – etwa den gemeinsamen Risikofaktoren Inflation, Zinssätze, Kredit-Spreads und Aktienmarkt-Risikoprämien, aber auch den vielen spezifischen PrivateMarkets-Risikofaktoren.

In Stufe zwei heißt es, auf hausinterne Datensätze und Expertenmeinungen zurückzugreifen, um Annahmen für jeden Baustein festzulegen. Das ist nötig, um sicherzustellen, dass die Annahmen für jeden möglichen Portfoliobaustein realistisch sind.

Stufe drei wiederum befasst sich mit dem Marktschwankungsrisiko. Bei der Ableitung einer strategischen Allokation wird das wirtschaftliche Risiko der illiquiden Märkte geschätzt, nicht das geglättete Bewertungsrisiko. Klar, Anleger sollten von der reduzierten Volatilität der Private Markets zwar profitieren, dies aber nicht als Entscheidungsgrundlage von strategischen Entscheidungen, wenn Extremrisiken abgewogen werden, nutzen.

In der Summe führt dieser Dreiklang dazu, dass Investoren die Risiken zwischen liquiden und illiquiden Assetklassen besser vergleichen können. Denn eine Private-Markets-Allokation sollte stets im Gesamtportfoliokontext abgeleitet werden – zusammen mit den Entscheidungen zur strategischen Anlagequote in Aktien und Renten. Und auch ganz wichtig: unter Berücksichtigung der Private-Markets-Anlageziele des Investors. Ein Beispiel für so ein Ziel: Soll das Portfolio primär einen laufenden Ertrag oder Kapitalwachstum liefern? Je nachdem, wie die Antwort auf diese Frage lautet, sind mehr Debt- oder mehr Equity-Investments empfehlenswert – breit gestreut, versteht sich

Aber auch Fragen nach den bereits existierenden Investments, die Größe des PrivatmarktPortfolios, regulatorische Einschränkungen oder das Vehikel für die Implementierung spielen eine wichtige Rolle. Alle diese Parameter sollte man vor einer Entscheidung über die strategische Allokation abwägen. Geht es an die Umsetzung, tun sich neben den Schwierigkeiten bei der Risikoabschätzung ganz andere, praktische Hindernisse auf. Doch die lassen sich mit Erfahrung zu den relevanten Parametern meistern – und mit einer laufenden Überprüfung und Anpassung der Investitionspläne.

Die richtige Spur finden

Damit wird deutlich, dass Entscheidungen zur Allokation und Implementierung von Private-MarketsPortfolios im Idealfall in einem iterativen, integrierten Prozess stattfinden. Denn bei diesen Anlagen gibt es keine Benchmarks, die man entweder passiv replizieren oder aktiv outperformen kann. Jede Entscheidung in diesem Prozess wird sich auf die Ergebnisse auswirken. Es gilt also, alle Möglichkeiten bewusst abzuwägen, um das Potenzial der Diversifikation auch tatsächlich ausschöpfen zu können. Denn je nach Anforderungen, Anlagezielen und strukturellen Gegebenheiten eines Investors kann sich das optimale Private-Markets-Portfolio stark von dem eines anderen Anlegers unterscheiden. Mit anderen Worten: Entscheidend ist eine breite Streuung, die wiederum stringent geplant und umgesetzt werden muss. Oder in den Worten Swensens: „Disziplin wird siegen.“3

Es war schon mal einfacher? Sicher. Umso wichtiger, seine Hausaufgaben zu machen.

1 Preqin, September 2022
2 manager-magazin.de, „David Swensen: Yale-Vermögen …“, Mai 2021
3 manager-magazin.de, „Disziplin wird siegen“, August 2009

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