Zusammenfassung
Seit unserem letzten Bericht über das Corona-Virus von Anfang Februar 2020 hat sich das Virus weiter ausgebreitet und ist auch in Europa angekommen. Die jüngsten Kursrückgänge an den Börsen haben wir zum Anlass für ein Update genommen. Wie wir die aktuelle Situation für die Märkte einschätzen, finden Sie in unserer Zusammenfassung.
Das Corona-Virus hat zu einem Kurseinbruch an den europäischen Aktienmärkten geführt – offensichtlich macht es die Marktteilnehmer nervös, dass die Lage nicht klar einzuschätzen ist |
Unseres Erachtens wird die Verunsicherung vor allem durch die allgemeine Stimmungslage verursacht, und zwar auf allen Ebenen: bei den Verbrauchern und den Unternehmen ebenso wie an den Finanzmärkten. Die „realen“ Auswirkungen könnten durchaus begrenzt bleiben. Bisher allerdings herrscht noch Unklarheit darüber, wie ansteckend und wie tödlich das Virus ist. Der negative Effekt auf die Stimmung könnte jedoch zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führen.
Als positiv ist es anzusehen, dass europäische Unternehmen mit Fertigungsstätten in China inzwischen die Produktion wieder aufnehmen. Dies ist auch für die globalen Lieferketten von Bedeutung. Bei Industriegütern waren die Auswirkungen bisher begrenzt, da die entsprechenden Investitionen aufgrund längerfristiger Erwägungen und im Rahmen lang laufender Verträge erfolgen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Auftragseingänge entwickeln.
Bei Konsumgütern ist die Lage jedoch anders. In diesem Bereich war in China sowie in anderen asiatischen Ländern eine deutliche Abschwächung festzustellen, die jetzt auch auf Europa übergreift. Je nach Produkt bzw. Dienstleistung wird der Konsum möglicherweise nur verschoben. Autokäufe z.B. könnten eventuell zu einem späteren Zeitpunkt im selben Umfang wie ursprünglich geplant erfolgen, so dass es zu einer V-förmigen Erholung kommt. In anderen Bereichen, z.B. Restaurants, sind die Umsätze dagegen unwiederbringlich verloren.
In der derzeitigen Berichtssaison formulieren die Unternehmen ihre Prognosen vorsichtiger. Wenn sie ihre Erwartungen aufgrund möglicher Auswirkungen des Virus dämpfen (und so eine niedrigere Vergleichsbasis schaffen), könnte auch dies zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führen. Ungeachtet der guten Marktentwicklung im Jahr 2019 sind europäische Aktien nach wie vor vergleichsweise niedrig bewertet. Umfangreiche Teile des Markts haben nicht vollständig am Kursanstieg teilgenommen. Da die „Fallhöhe“ geringer ist als an anderen Märkten, könnten europäische Aktien vergleichsweise besser abschneiden, wenn die Märkte unter Druck geraten.
Ausbrüche in anderen Ländern (Südkorea, Iran, Italien) stellen die Konsensprognose in Frage, die von relativ begrenzten Auswirkungen auf die Märkte ausgeht |
Zahlreiche Anleger hatten geglaubt, das Corona-Virus werde vor allem für China ein Problem darstellen und sich nur kurzfristig auswirken, da der Ausbruch in China laut den offiziellen Statistiken unter Kontrolle gebracht worden war. Die globale Ausbreitung des Virus setzt jedoch Fragezeichen hinter diese Prognose.
Dementsprechend sind die Märkte in den vergangenen Tagen vorsichtiger geworden, und die Anleger schichten ihr Kapital in sichere Häfen um. Die trübere Stimmung schlägt auch auf die Zukunftsaussichten durch. In zahlreichen Sektoren und Ländern dürfte die Konsumnachfrage geringer ausfallen; dies gilt vor allem in China, wo Luxusgüter, Reisen, Flugverkehr, Hotels und verwandte Sektoren besonders anfällig sind. Und die finanziellen Auswirkungen dürften nicht an der chinesischen Grenze halt machen. Es gibt zunehmend Hinweise auf ernsthafte Lieferkettenprobleme, die wiederum Folgen für zahlreiche wichtige Exportländer wie Südkorea, Japan, Italien, Deutschland und Singapur haben könnten.
In China versuchen Anleger, die Auswirkungen des Corona-Virus-Ausbruchs anhand der Erfahrungen mit SARS abzuschätzen |
Insgesamt ist die Situation noch im Fluss; wir gehen jedoch davon aus, dass der Abschwung zwar heftig ausfällt, aber von relativ kurzer Dauer ist.1 Im Gegensatz zum Konsens halten wir die Fallzahlen, die für China außerhalb der Provinz Hubei bzw. außerhalb Wuhans gemeldet werden, für zutreffend. Bisher haben die Aktienmärkte ähnlich reagiert wie auf die SARS-Epidemie im Jahr 2003. In beiden Fällen erholten sich die Märkte, nachdem die Zahl der täglich neu bestätigten Fälle ihren Höchststand überschritten hatte.
Insbesondere kleinere Unternehmen mit geringen Liquiditätsbeständen werden von den Maßnahmen in Mitleidenschaft gezogen, mit denen eine weitere Ausbreitung des Virus verhindert werden soll. Der Konsolidierungstrend in der Industrie sollte anhalten. Führende Unternehmen sollten Marktanteile hinzugewinnen. Insgesamt dürften sich börsennotierte Unternehmen als widerstandsfähiger erweisen als nicht börsennotierte Unternehmen.1
1 Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
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Zusammenfassung
Covid-19 breitet sich aus – und die Märkte reagierten wegen der damit einhergehenden Unsicherheiten nervös. Aktienkurse und Ölpreise brachen in der Folge ein, Anleger flüchteten in als sicherer wahrgenommene Vermögenswerte wie z.B. Staatsanleihen (insbesondere US-Treasuries), Liquidität (insbesondere US-Dollar) und Gold.1 Ist diese Reaktion sinnvoll? Unseres Erachtens erscheint Vorsicht angezeigt; bevor Anleger reflexartig in Panik verfallen, sollten sie jedoch noch einmal durchatmen.
- Die Weltwirtschaft war bereits in das Spätstadium des Konjunkturzyklus eingetreten, und für 2020 wurde ohnehin eine Wachstumsverlangsamung erwartet. Die Befürchtungen wegen Covid-19 könnten nunmehr zusammen mit einem Ölpreisschock eine Rezession auslösen.2
- Die Zentralbanken werden voraussichtlich weitere Notfallmaßnahmen ergreifen, da sie das Risiko von Ansteckungseffekten an den Finanzmärkten als hoch einschätzen und dazu bereit sind, unbegrenzt Liquidität für die Märkte und Volkswirtschaften bereitzustellen.2
- Vom Ölpreisrückgang könnten Energieaktien und Hochzins-Emittenten in Mitleidenschaft gezogen werden. Die stärksten Unternehmen sollten dies jedoch verkraften können.2
- Die Risikoaversion könnte noch eine Zeit lang anhalten. In diesem Falle sind Qualitätstitel mit geringer Verschuldung, stabilen Cashflows und guten Dividendenrenditen zu empfehlen, zumal es in anfälligeren Marktsegmenten zu deutlichen Kursrückgängen kommen sollte.2