Zusammenfassung
Covid-19 breitet sich aus – und die Märkte reagierten wegen der damit einhergehenden Unsicherheiten nervös. Aktienkurse und Ölpreise brachen in der Folge ein, Anleger flüchteten in als sicherer wahrgenommene Vermögenswerte wie z.B. Staatsanleihen (insbesondere US-Treasuries), Liquidität (insbesondere US-Dollar) und Gold.1 Ist diese Reaktion sinnvoll? Unseres Erachtens erscheint Vorsicht angezeigt; bevor Anleger reflexartig in Panik verfallen, sollten sie jedoch noch einmal durchatmen.
- Die Weltwirtschaft war bereits in das Spätstadium des Konjunkturzyklus eingetreten, und für 2020 wurde ohnehin eine Wachstumsverlangsamung erwartet. Die Befürchtungen wegen Covid-19 könnten nunmehr zusammen mit einem Ölpreisschock eine Rezession auslösen.2
- Die Zentralbanken werden voraussichtlich weitere Notfallmaßnahmen ergreifen, da sie das Risiko von Ansteckungseffekten an den Finanzmärkten als hoch einschätzen und dazu bereit sind, unbegrenzt Liquidität für die Märkte und Volkswirtschaften bereitzustellen.2
- Vom Ölpreisrückgang könnten Energieaktien und Hochzins-Emittenten in Mitleidenschaft gezogen werden. Die stärksten Unternehmen sollten dies jedoch verkraften können.2
- Die Risikoaversion könnte noch eine Zeit lang anhalten. In diesem Falle sind Qualitätstitel mit geringer Verschuldung, stabilen Cashflows und guten Dividendenrenditen zu empfehlen, zumal es in anfälligeren Marktsegmenten zu deutlichen Kursrückgängen kommen sollte.2
Verlangsamung des weltweiten Wachstums2 |
Während die Wissenschaft das neue Corona-Virus (Covid-19) erforscht und die Gesundheitspolitiker seine Verbreitung einzudämmen suchen, besteht mit Blick auf die Wirtschaft zweifelsfrei in mehrerlei Hinsicht Anlass zur Sorge:
- Insbesondere in Asien wurden Lieferketten in beträchtlichem Umfang unterbrochen, was das Wachstum der Weltwirtschaft im ersten Halbjahr 2020 in Mitleidenschaft ziehen dürfte.
- Der Rückgang bei Reisen und Tourismusaktivitäten dämpft die Entwicklung in weiteren Branchen, von Fluggesellschaften bis zu Hotels. Frankreich, Italien und Spanien erwirtschaften einen beträchtlichen Teil ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Tourismussektor, so dass das Risiko einer Rezession im Euroraum ansteigt. Auch das Risiko einer weltweiten Rezession hat zugenommen.
- Die Ölpreise sind eingebrochen, weil sich die Nachfrage weltweit verlangsamt und die OPEC die Märkte mit Öl überschwemmt. Ein Überangebot ist keine neue Situation; es fällt dem Markt jedoch schwer, gleichzeitig mit einem Überangebot und einem Nachfragerückgang fertig zu werden.
- Die durch die Unterbrechung zahlreicher globaler Lieferketten ausgelöste Wachstumsverlangsamung könnte zu einer Liquiditäts- und Kreditknappheit führen, wenn Unternehmen und private Haushalte ihre Rechnungen nicht begleichen können. Die Steuereinnahmen könnten (vor allem in China) sinken, was die Staatsverschuldung nach oben treiben könnte. Dies wiederum könnte die erforderlichen Investitionen dämpfen.
Die Zentralbanken haben auf diese Situation reagiert. Als Notfallmaßnahme hat die US-Notenbank Federal Reserve ihren Kurzfristzins gesenkt und die Überschussreserven im Bankensystem erhöht, um das Funktionieren des Repomarkts sicherzustellen. Derartige Reaktionen lassen darauf schließen, dass die Zentralbanken das Risiko von Ansteckungseffekten an den Finanzmärkten als hoch einschätzen und dazu bereit sind, unbegrenzt Liquidität für die Märkte und Volkswirtschaften bereitzustellen.
Wirtschaftliche Schäden könnten sich ausbreiten2 |
Die Zentralbanken hatten ohnehin schon wenig Munition zur Verfügung, um die Konjunktur nach der nächsten Krise wieder anzukurbeln. Nun sieht es ganz klar danach aus, dass die Ausbreitung des Corona-Virus eine schwere Belastung für die Wirtschaft darstellen wird. Niedrigere Zinsen und weitere quantitative Lockerungen helfen jedoch weder gegen das Virus noch können sie die Sorgen dämpfen. Je mehr Menschen sich anstecken, desto restriktiver und dementsprechend schädlicher für die Wirtschaft werden die Eindämmungsmaßnahmen werden, bevor der Ausbruch unter Kontrolle gebracht wird. Daher dürften zahlreiche besonders anfällige Branchen und Länder weiterhin unter Druck stehen.
Könnten Covid-19 und der Ölpreiseinbruch eine globale Rezession auslösen?
Das wäre durchaus möglich. Die Weltwirtschaft ist in diesem späten Stadium des Konjunkturzyklus bereits mit rekordhohen Unternehmensgewinnen und Verschuldungsniveaus konfrontiert; vor allem in China und den USA ist der private Sektor beträchtlich verschuldet.
Was bedeutet das für Anleger?2,3 |
- Die Ölpreise werden voraussichtlich wieder ansteigen. Von einem Ölpreisrückgang werden nicht nur Energieaktien, sondern auch Hochzins-Emittenten in Mitleidenschaft gezogen. Vorerst sind US-Schieferölproduzenten besonders deutlich betroffen; die stärksten Unternehmen sollten dies jedoch verkraften und nach dem Rückschlag wieder gut abschneiden. Sobald Chinas Wirtschaft wieder rund läuft, sollte auch die Ölnachfrage des Landes wieder ansteigen.
- In der allgemeinen Verwirrung lohnt es sich, nach Qualitätstiteln Ausschau zu halten. Kurzfristig sind Qualitätstitel mit geringer Verschuldung, stabilen Cashflows und guten Dividendenrenditen zu empfehlen, zumal es in anfälligeren Marktsegmenten zu deutlichen Kursrückgängen kommen sollte.
- Der Markt könnte weiterhin zwischen Risikobereitschaft und Risikoaversion hin und her schwanken. Covid-19 veranlasst zahlreiche Großanleger dazu, Gewinne mitzunehmen, umfangreiche Absicherungspositionen einzugehen und defensiv zu investieren, statt sich auf Value und Erträge zu konzentrieren. Bei hohen Kapitalabflüssen aus ETFs und anderen indexgebundenen Anlageformen müssen die Anbieter dieser Fonds Positionen veräußern. Dies könnte die Fehler bei der Preisbildung am Markt noch verschärfen, was wiederum das Vertrauen der Anleger insgesamt dämpft. In der Vergangenheit ist es jedoch bereits vorgekommen, dass auf eine ausgeprägte Risikoaversion rasch wieder eine hohe Risikobereitschaft folgte. Allerdings rechnen wir nicht damit, dass die Märkte insgesamt in nächster Zeit wieder verstärkt auf riskante Vermögenswerte setzen.
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1 Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.
2 Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
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Zusammenfassung
Die Coronavirus-Krise und der Preiskrieg zwischen einigen Förderstaaten haben den Ölpreis auf deutlich unter 20 USD/Barrel gedrückt. Bei einigen Futures-Kontrakten sogar ins Negative. Unserer Erwartung nach wird dies zahlreiche strukturelle Veränderungen auslösen. Anleger sollten ihre Portfolios mit Blick auf eine Erholung der Energiebranche entsprechend positionieren. Lesen Sie hier mehr.
- Der beispiellose Einbruch des Ölpreises ist Ergebnis des Zusammentreffens mehrerer Ereignisse, die aus unserer Sicht dauerhafte Veränderungen im Energiesektor nach sich ziehen1,2
- Wir erwarten, dass sich die Marktanteile der derzeit wichtigsten Energiequellen verschieben: so werden erneuerbare Energien und Erdgas wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen, während der Marktanteil von Kohle sinken dürfte2
- Die Ölnachfrage wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiter steigen, aber nicht mehr so schnell wie bisher; wir rechnen auch damit, dass die globalen Ölfirmen sich stärker auf disziplinierten Kapitaleinsatz und ESG-Aspekte fokussieren, weniger auf das Wachstum des Ölangebots2
- Wir gehen davon aus, dass sich die Energiebranche von diesem historischen Abschwung erholt, was attraktive Anlagechancen bei den am besten positionierten Unternehmen eröffnet2,3