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Trump 2.0: Wird Amerika wieder gesunden?

Der neu gewählte US-Präsident Donald Trump hat Robert F. Kennedy Jr. (oft als RFK bezeichnet) für die Leitung des US-Gesundheitsministeriums nominiert - dazu zählen auch die Centers for Medicare and Medicaid Services (CMS), die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die National Institutes of Health (NIH) und die Food and Drug Administration (FDA). Diese Entscheidung hat zweifellos für Aufsehen gesorgt und das Bestätigungsverfahren durch den Senat könnte auf Hürden stoßen. Unabhängig davon, wie die Sache ausgeht, hat diese Entwicklung im Gesundheitssektor bereits für eine gewisse Unruhe gesorgt, die auch 2025 anhalten dürfte.

Was sind RFKs Ansichten in punkto Gesundheit?

Während seiner kurzlebigen Präsidentschaftskampagne äußerte Robert F. Kennedy in Sachen Gesundheit vor allem Bedenken hinsichtlich der Inhalts- und Zusatzstoffe in vielen verarbeiteten Lebensmitteln in den USA. Seine umstrittensten Äußerungen betrafen jedoch seine „Impfstoffskepsis" und den Wunsch, bestimmte staatliche Impfvorschriften zu überarbeiten. Nach seiner Nominierung haben einige Broker einen Korb aus Unternehmen definiert, für die das Motto „MAHA" (Make America Healthy Again) ein Risiko bergen könnte. Dazu zählen zwei Kategorien. 

In die erste Kategorie fallen Lebensmittelhersteller, und zwar ähnliche Firmen wie die, deren Geschäftsmodell durch einen veränderten Lebensstil aufgrund der zunehmenden Verwendung von GLP-1-Medikamenten gegen Fettleibigkeit gefährdet ist. Der Fokus auf eine gesündere Lebensweise und einen reduzierten Kalorienverbrauch ist für einen Großteil der Produzenten verpackter Lebensmittel ein Gegenwind. 

Die zweite Kategorie betrifft Impfstoffhersteller: RFK hat zwar erklärt, dass er „niemandem die Impfstoffe wegnehmen würde". Er hat sich aber für eine „größere Auswahl" ausgesprochen und könnte die US-Arzneimittelbehörde FDA dazu drängen, zusätzliche Daten von den Firmen zu verlangen, wenn diese Impfstoffe zur Zulassung einreichen.

Abgesehen von diesen Hauptthemen erwägt RFK auch eine erhebliche Verkleinerung der FDA durch Abschaffung ganzer Abteilungen sowie eine Reform des Prescription Drug User Fee Act wegen möglicher Interessenkonflikte. Rund die Hälfte des FDA-Budgets stammt nämlich derzeit von der Pharmaindustrie. Die Gefahr bei jeder dieser Maßnahmen wäre eine unterfinanzierte oder unterbesetzte FDA, was zu längeren Zulassungsfristen und Verzögerungen führen würde. Die Folgen für Pharma- und für Biotechunternehmen wären gravierend. Zudem könnte RFKs Eintreten für „alternative Heilmethoden" dazu führen, dass Mittel aus dem Budget des National Institute of Health abgezogen werden. Dadurch würden dem Bereich therapeutischer Anwendung Gelder fehlen und somit das Entdeckungs- und Entwicklungstempo verlangsamt werden.

Reaktion der Aktienmärkte

Die Börse nahm die Nominierung von Robert F. Kennedy zunächst negativ auf. Die Hauptsorge der Marktteilnehmer war, dass sich die von RFK vorgeschlagenen Schritte nachteilig auf die Preisgestaltung und die Verhandlungen über Arzneimittel auswirken und gleichzeitig den Zugang von Medicare-Patienten zu neuen Medikamenten gegen Fettleibigkeit erschweren könnten. RFKs Ansicht, Fettleibigkeit als Ergebnis des Lebensstils und nicht als Krankheit zu betrachten, widerspricht neuesten medizinischen Meinungen auf diesem Gebiet. Zudem wächst die parteiübergreifende Unterstützung für ein Gesetz zur Behandlung und Reduzierung von Fettleibigkeit (Treat & Reduce Obesity Act), das die Verschreibung von Medikamenten zur Behandlung von Fettleibigkeit durch Medicare vorsieht. RFK könnte sicher Einfluss auf den Fortschritt dieser Gesetzgebung nehmen.

Den größten Effekt hätte dieses Gesetz auf die Bereiche Medicare und Medicaid, wo Medikamente gegen Fettleibigkeit noch nicht erstattungsfähig sind. Der Großteil der Erstattungen erfolgt seitens kommerzieller Krankenversicherer, wo der Einfluss der US-Bundesregierung begrenzt ist. Darüber hinaus dürfte jede Anfechtung bestimmter Medikamente oder Medikamentenklassen auf ernsthafte rechtliche Hürden stoßen. Versuche, in die Preisgestaltung einzugreifen, könnten mit der Takings Clause des 5. Verfassungszusatzes in Konflikt geraten.

Potenzielle Verlierer und Gewinner

Im US-Gesundheitssektor kann man Bereiche unterscheiden, bei denen ein geringeres bzw. größeres Risiko hinsichtlich der oben beschriebenen möglichen Veränderungen besteht. Zu den Segmenten mit geringerem Risiko zählen Medizintechnik, Medicare Advantage, Managed Care Organisationen (MCOs), Vertriebsunternehmen, Zahnmedizin und Tiergesundheit. US-Senioren haben einen erheblichen Anteil an Trumps Wählerschaft, weshalb seine Regierung diesen Bereichen gegenüber freundlich eingestellt sein dürfte. Darüber hinaus könnten Aktien aus dem Bereich Zahnmedizin profitieren, wenn die Entfernung von Fluorid aus dem Leitungswasser zu einem echten Thema wird. Der Bereich Medizintechnik dürfte ebenfalls zu den relativen Gewinnern gehören, da sein Wachstum eher durch das Volumen als durch den Preis bestimmt wird. Unterdessen können Ebenfalls von RFKs Fürsprache profitieren könnten außerdem Unternehmen, die gesündere Produkte herstellen.

Dagegen wären die Segmente Pharma, Biotech, Medicaid und Krankenhäuser größeren Risiken ausgesetzt. Unter der neuen Trump-Regierung sind folgende Entwicklungen möglich: Unsicherheiten bei der FDA, Kürzungen bei den Regierungsangestellten, geringere NIH-Budgets, ein stärkerer Fokus auf die Preisgestaltung bei Arzneimitteln und das Auslaufen spezieller Subventionen aus der Zeit der Obama-Regierung im Rahmen des Affordable Care Acts. Biotech-Aktien könnten zudem darunter leiden, dass die US-Notenbank Fed aufgrund inflationär wirkender politischer Entscheidungen von Trump die Leitzinsen für längere Zeit auf höherem Niveau hält. Nicht zuletzt könnten Aktien aus dem Gesundheitssektor mit starkem Regierungs-Exposure unter Haushaltskürzungen seitens des Department of Government Efficiency von Elon Musk und Vivek Ramaswamy leiden.

Die Gesamtaussichten stellen sich demnach gemischt dar. In einigen Teilbereichen des Gesundheitssektors ist mit Erschwernissen zu rechnen, und die Anleger sollten im neuen Jahr aufmerksam auf die Trump-Regierung schauen. Zwar wird viel davon abhängen, ob und wieviele republikanische Senatoren mit Trump brechen und versuchen werden, die Ernennung von RFK zu blockieren. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass es in den kommenden vier Jahren zu einer Umgestaltung des US-Gesundheitssystems kommt. 

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