Zusammenfassung
Wer hätte vor einem Jahrzehnt gedacht, dass es bei Aktien und Anleihen gleichzeitig zu einem mehrjährigen Kursanstieg auf Rekordniveaus kommen würde, lediglich unterbrochen von moderaten Korrekturen? Die Dauer des Kursaufschwungs ließ die Erinnerung an eine Welt ohne derartig spektakuläre Erträge und niedrige Volatilität für viele Anleger in ferne Vergangenheit rücken. Am Ende der letzten Dekade hatten Aktien in den USA Allzeithochs erreicht, in Europa waren es immerhin mehrjährige Höchststände. In vielen Fällen lief die Kursentwicklung dem Wachstum der Unternehmensgewinne voraus, was Aktien zunehmend teuer erscheinen ließ. Im gleichen Zeitraum fielen die Renditen von Staatsanleihen in einem Volumen von 13 Billionen Euro in den negativen Bereich.¹
Update Magazin I/2020 |
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Das Ende der goldenen Zeiten von Aktien und Renten
Wer hätte vor einem Jahrzehnt gedacht, dass es bei Aktien und Anleihen gleichzeitig zu einem mehrjährigen Kursanstieg auf Rekordniveaus kommen würde, lediglich unterbrochen von moderaten Korrekturen? Die Dauer des Kursaufschwungs ließ die Erinnerung an eine Welt ohne derartig spektakuläre Erträge und niedrige Volatilität für viele Anleger in ferne Vergangenheit rücken. Am Ende der letzten Dekade hatten Aktien in den USA Allzeithochs erreicht, in Europa waren es immerhin mehrjährige Höchststände. In vielen Fällen lief die Kursentwicklung dem Wachstum der Unternehmensgewinne voraus, was Aktien zunehmend teuer erscheinen ließ. Im gleichen Zeitraum fielen die Renditen von Staatsanleihen in einem Volumen von 13 Billionen Euro in den negativen Bereich.1 Zukünftig werden Staatsanleihen auf dem derzeitigen Niveau daher nicht mehr dieselbe Kombination aus Kapitalschutz und positiven Erträgen bieten wie in der Vergangenheit. Hinter uns liegt eine faszinierende Phase der Finanzmarktgeschichte. In diesem Zeitraum konnten Investoren scheinbar ohne Diversifikation, Risikomanagement oder sogar aktives Management auskommen. Diese Zeiten werden sich unserer Meinung nach allerdings nicht fortsetzen. Die Marktvolatilität aufgrund des Coronavirus ist bereits ein starkes Anzeichen für ein geändertes Kapitalmarktumfeld.
Hinter uns liegt eine faszinierende Phase der Finanzmarktgeschichte. In diesem Zeitraum konnten Investoren scheinbar ohne Diversifikation, Risikomanagement oder sogar aktives Management auskommen.
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Das nächste Jahrzehnt könnte einen starken Kontrast liefern
Auch vor Ausbruch des Coronavirus standen wir schon vor beträchtlichen Risiken: Europa braucht nach wie vor dringend eine wachstumsfreundliche Fiskal- und Strukturpolitik. Jedoch ist nicht klar, ob die Politik bereit ist, sich den entsprechenden Herausforderungen zu stellen. Der Handelsstreit zwischen den USA und China könnte sich zu einem länger anhaltenden Konflikt um die wirtschaftliche (und militärische) Vorherrschaft entwickeln. Nicht zuletzt haben die Interventionen der Notenbanken einen Punkt erreicht, an dem sie nicht länger wirksam sind. Im nächsten Konjunkturabschwung verfügen die Notenbanken nur noch über begrenzten Spielraum für Gegenmaßnahmen, was sich bereits im Rahmen der Coronakrise abzeichnet.
Mit Blick in die Zukunft erwarten wir, dass das Kurspotenzial traditioneller Anlageklassen geringer und die Rückschlagsrisiken höher sein werden. Dieses Umfeld stellt langfristig orientierte Anleger vor eine Herausforderung, was die Positionierung ihrer Portfolios angeht.
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Verstärkter Einsatz von Liquid Alternatives
Im kommenden Jahrzehnt werden Anleger eine Balance zwischen den unterschiedlichen Risiken finden müssen, denen sie ausgesetzt sind. Dies kann durch Nutzung neuer Quellen wenig korrelierter Renditen in ihren Portfolios geschehen. Das würde zur Verbesserung ihrer langfristigen Risiko-Ertrags- Profile und zur Erreichung ihrer Anlageziele beitragen.
Liquid Alternatives stellen dafür eine ausgezeichnete Option dar. Durch Aufnahme von Liquid Alternatives-Strategien in das Portfolio können Anleger die Diversifikation erhöhen, Risiken stärker begrenzen und neue Renditequellen erschließen. Zudem kann das in sehr liquider Form geschehen, wodurch die Anleger ihre Position bei Bedarf flexibel ausbauen oder verringern können. Liquid Alternatives lassen sich zudem problemlos in ein bestehendes Portfolio integrieren. In vielen Fällen ergänzen sie nämlich die bereits im Anlegerportfolio vertretenen Assetklassen.In den letzten zehn Jahren, die von steigenden Kursen und geringer Volatilität geprägt waren, genossen traditionelle Strategien größere Popularität als Liquid Alternatives. Letztere erzielten gerade im Jahr 2018 enttäuschende Ergebnisse. Allerdings sind wir der Ansicht, dass ein Jahr mit negativer Entwicklung bei den meisten dieser Strategien im Rahmen des Erwartbaren liegt. Schließlich sind auch liquide alternative Strategien mit gewissen Risiken verbunden, weshalb sie auf lange Sicht attraktives Renditepotenzial aufweisen.
Im Jahr 2019 war bereits eine kräftige Erholung bei Liquid Alternatives zu beobachten: Laut Daten von Hedge Fund Research warfen liquide alternative Strategien im Jahr 2019 auf breiter Front mit die besten Ergebnisse der jüngeren Zeit ab (siehe Grafik A/).2
A/ LIQUID ALTERNATIVES STRATEGIES SHOWING GAINS IN 2019 – AFTER THE OPPOSITE IN 2018
in USD, 01/19–12/19
in USD, 01/18–12/18
Quelle: MPI/Morningstar. Stand: 31.12.2019; der Erfolg der Strategie ist nicht garantiert und es kann zu Verlusten kommen.
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Unterscheidung der verschiedenen Kategorien von Liquid Alternatives anhand ihrer Ziele
Liquid Alternatives sind in diversen Varianten verfügbar und dienen unterschiedlichen Zwecken. Zur Portfoliooptimierung ist es daher entscheidend, die Charakteristika und die Risiko-Rendite-Profile der einzelnen liquiden alternativen Strategien zu verstehen (siehe Grafik B/). Wir unterscheiden drei Kategorien:
Strategien zur Diversifikation
In Bärenmärkten können diese Strategien positive Erträge
erzielen und das Gesamtportfolio dadurch stabilisieren – sie
bieten Anlegern also einen Schutz vor Verlusten.
Die Kategorie umfasst CTAs (Commodity Trading Advisors),
Managed Futures und Global-Macro-Strategien. Dabei
handelt es sich um direktionale Strategien, die kurz- und
langfristige Trends ausnutzen und flexibel in unterschiedliche
Richtungen investieren können, sowohl mittels Long- als
auch Short-Positionen.
Außerdem können sie den Umfang ihres Exposures dynamisch
anpassen, um von Marktbewegungen zu profitieren. Zu diesem
Zweck nutzen sie häufig liquide Instrumente wie zum Beispiel
Futures oder Forwards auf wichtige Aktienindizes oder
Staatsanleihen.
Strategien zur Risikoreduzierung
Solche Strategien können häufig ein stabileres Ertragsprofil
als direktionale „Long only“-Fonds bieten, da sie das Marktrisiko
(Beta) weitgehend neutralisieren und typischerweise
„Relative Value“-Positionen eingehen. Außerdem bieten sie
eine sehr geringe Korrelation zu Aktien und Rentenmärkten.
Dieses Segment wird vor allem durch „Equity Market Neutral“-
Strategien repräsentiert, die sowohl Long- als auch Short-Positionen
einsetzen, um Bewertungsdiskrepanzen auszunutzen.
Bei diesen Strategien besteht typischerweise das Risiko,
dass technische oder gesamtwirtschaftliche Daten zu einer
Sektor- oder Faktorrotation
führen können. Risikobegrenzung
wird hierbei dargestellt durch das Vermeiden von direktionalem
Marktrisiko und dem aktiven Management von
Exposures und Einzelpositionen.
Strategien zur Vereinnahmung von Prämie
Diese Strategien können zur Verbesserung des Risiko-Rendite-
Profils im Portfolio beitragen, indem sie zusätzliche
Risikoprämien
zugänglich machen. Häufig werden sie „Relative
Value“-Positionen oder sogar direktionale Positionen in
Wertpapieren eingehen, die von bestimmten Ereignissen,
Kapitalbewegungen oder anderen Marktentwicklungen betroffen
sind.
Ein gutes Beispiel ist ein Fonds für „Merger Arbitrage“. Ein
solcher Fonds kauft typischerweise Aktien eines Unternehmens,
das Ziel einer Übernahme ist. In den meisten Fällen
notiert der Kurs dabei unterhalb des gebotenen Übernahmepreises.
Gleichzeitig geht der Fondsmanager eine Short-Position
in dem übernehmenden Unternehmen ein, um ein Exposure
gegenüber diesem für den Fall zu neutralisieren,
dass
der Kaufpreis mit Aktien des übernehmenden Unternehmens
bezahlt wird. Ein Merger-Arbitrage-Fonds geht dabei zwar
das Risiko ein, dass die Transaktion scheitert, umgekehrt
vereinnahmt er aber eine Prämie im Fall des Gelingens.
B/ STRATEGIEN UND ZUGEHÖRIGE KATEGORIEN VON AUSGEWÄHLTEN LIQUID ALTERNATIVES
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Kombination unterschiedlicher Arten von Liquid Alternatives zur Optimierung des Portfolios
Anleger können diese drei Kategorien einzeln umsetzen oder miteinander kombinieren, um durch Verbesserung der Portfolioeffizienz ihre Renditeziele zu erreichen. Abhängig von der Risikobereitschaft und den Renditeerwartungen können Anleger Strategien zur Vereinnahmung alternativer Prämien als Hauptrenditequelle einsetzen und diese mit Strategien zur Risikoreduzierung ergänzen, um das Renditeprofil im Zeitverlauf zu stabilisieren. Außerdem können sie Strategien zur Diversifikation einbeziehen, um die Ertragsströme zusätzlich zu stärken und zu diversifizieren.
Die Integration von Liquid Alternatives-Strategien in ein bestehendes Portfolio muss für jeden Investor individuell abgestimmt werden unter Einbeziehung der Anlageziele (siehe Grafik C/).
Im Fall eines typischen institutionellen Anlegers aus Europa halten wir es für realistisch, dass dieses diversifizierte Portfolio einen Ertrag von 2 Prozentpunkten per annum oberhalb des Geldmarktsatzes bei einem erwarteten CVaR (95 %) von −4,2 % erzielt.3
Um die Robustheit dieses Portfolios aus zukunftsgerichteter Perspektive beurteilen zu können, haben wir auf das etablierte Kapitalmarktmodell von risklab zurückgegriffen. Dieses liefert auf regelmäßiger Basis ökonomisch konsistente Zukunftsszenarien für diverse Risikofaktoren sowie Assetklassen, die wir um die mit unserem Liquid Alternatives-Beispielportfolio korrespondierenden Strategien ergänzt haben. Anschließend analysierten wir, wie sich die Hinzunahme von 10 % bzw. 20 % dieses Beispielportfolios zu einer traditionellen Allokation aus Aktien und Anleihen („Basis-SAA“) auswirkt. In allen Fällen verbesserte sich das Risiko-Rendite-Profil des traditionellen 70 : 30-Aktien / Anleihen-Portfolios. Wenn die Liquid Alternatives-Allokation dabei aus Aktien und Anleihen finanziert wird, dann kann mit weniger Risiko der gleiche Ertrag erzielt werden („Risk-Reducing SAA“). Im Falle einer Finanzierung durch Anleihen kann bei gleichem Risiko ein höherer Ertrag angestrebt werden („Return-Enhancing SAA“).
C/ NUTZUNG LIQUIDER ALTERNATIVER STRATEGIEN ZUR VERBESSERUNG DES RISIKO-RENDITE-PROFILS EINES PORTFOLIOS4
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Fazit
Mit Beginn eines neuen Jahrzehnts erleben Liquid Alternatives ein Comeback. Langfristig ausgerichtete Anleger sind mit einem sich wandelnden Risikoumfeld und niedrigeren Renditen konfrontiert. Das bedeutet, dass Anleger einen aktiveren Investmentansatz verfolgen müssen und Portfolios durch den Einsatz von diversifizierenden Strategien optimieren sollten. Dadurch können sie eine höhere Portfolioeffizienz und potenzielle Verlustbegrenzung in schwierigen Marktphasen erreichen.
Wie unser Beispiel zeigt, können Liquid Alternatives hierbei eine attraktive Ergänzung für ein traditionelles Portfolio darstellen. Allerdings sollten sich Anleger ihrer Ziele bewusst bleiben, wenn sie Liquid Alternatives einsetzen möchten. Für manche Anleger kann die Umsetzung einer Liquid Alternatives-Allokation mittels eines diversifizierten und in puncto Risiko ausgewogenen Portfolios aus mehreren liquiden alternativen Strategien empfehlenswert sein. Dieses sollte idealerweise Strategien zur Vereinnahmung von Prämien, zur Diversifikation und zur Verringerung von Risiken beinhalten. Für andere Anleger kann aber auch eine zielgerichtete Allokation zu ausgewählten liquiden alternativen Strategien sinnvoll sein, um ein bestimmtes Anlageziel zu erreichen.
1Bloomberg Barclays Negative Yielding Debt Index Market Value; Stand: 28. Februar 2020. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.
2Hedge Fund Research, MPI/Morningstar. Stand: 31.12.2019. Der Erfolg der Strategie ist nicht garantiert und es kann zu Verlusten kommen.
3Conditional Value at Risk (CVaR) auf dem 95 %-Konfidenzintervall über einen Einjahreszeitraum..
4Die Struktur dieses Beispielportfolios dient lediglich der Illustration, basiert auf prognostizierten Szenarien und beinhaltet keine Indikation für künftige Ergebnisse.
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Ertrage daraus konnen sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Hohe zuruck. Investitionen in festverzinslichen Wertpapieren konnen fur Investoren verschiedene Risiken beinhalten, einschlieslich – jedoch nicht ausschlieslich – Kreditwurdigkeits-, Zins-, Liquiditatsrisiko und Risiko eingeschrankter Flexibilitat. Veranderungen des wirtschaftlichen Umfelds und der Marktbedingungen konnen diese Risiken beeinflussen, was sich negativ auf den Wert der Investitionen auswirken kann. In Zeiten steigender Nominalzinsen werden die Werte der festverzinslichen Wertpapiere (auch Short-Positionen in Bezug auf festverzinsliche Wertpapiere) im Allgemeinen voraussichtlich zuruckgehen. Umgekehrt werden in Zeiten sinkender Zinsen die Werte der festverzinslichen Wertpapiere im Allgemeinen voraussichtlich steigen. Liquiditatsrisiken konnen moglicherweise dazu fuhren, dass Kontoauszahlungen oder -ruckzahlungen nur mit Verzogerung oder gar nicht moglich sind. Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen ausern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, konnen diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsachlichen Ergebnisse und Entwicklungen konnen daher wesentlich von den geauserten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren Die fruhere Wertentwicklung ist kein verlasslicher Indikator fur kunftige Ergebnisse. Wenn die Wahrung, in der die fruhere Wertentwicklung dargestellt wird, von der Heimatwahrung des Anlegers abweicht, sollte der Anleger beachten, dass die dargestellte Wertentwicklung aufgrund von Wechselkursschwankungen hoher oder niedriger sein kann, wenn sie in die lokale Wahrung des Anlegers umgerechnet wird. Die dargestellten Einschatzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Veroffentlichungszeitpunkt und konnen sich – ohne Mitteilung daruber – andern. Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Quellen und wurden als korrekt und verlasslich bewertet, jedoch nicht unabhangig uberpruft; ihre Vollstandigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert. Es wird keine Haftung fur direkte oder indirekte Schaden aus deren Verwendung ubernommen, soweit nicht grob fahrlassig oder vorsatzlich verursacht. Bestehende oder zukunftige Angebots- oder Vertragsbedingungen geniesen Vorrang. Die Vervielfaltigung, Veroffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet; es sei denn, dies wurde durch Allianz Global Investors GmbH explizit gestattet. Fur Investoren in Europa (exklusive Schweiz) Dies ist eine Marketingmitteilung, herausgegeben von Allianz Global Investors GmbH, www.allianzgi.de, einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschrankter Haftung, gegrundet in Deutschland; Sitz: Bockenheimer Landstr. 42–44, 60323 Frankfurt/M., Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt/M., HRB 9340; zugelassen von der Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Allianz Global Investors GmbH hat eine Zweigniederlassung errichtet in Grosbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Luxemburg, Schweden, Belgien und in den Niederlanden. Die Kontaktdaten sowie Informationen zur lokalen Regulierung sind hier (www.allianzgi.com/Info) verfugbar. Fur Investoren in der Schweiz Dies ist eine Marketingmitteilung, herausgegeben von Allianz Global Investors (Schweiz) AG, einer 100 %igen Tochtergesellschaft der Allianz Global Investors GmbH. AD ID 1132670, 1098328, 1076346, 1085635, 1090969, 1080763, 1067082, 1095565
Zusammenfassung
Im Januar 2020 hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit der lange erwarteten Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie begonnen. Die Bestandsaufnahme sollte ursprünglich bis Jahresende abgeschlossen sein, wurde aber aufgrund der beispiellosen Herausforderungen durch die Coronakrise zuletzt bis Mitte 2021 verlängert. Ein Schwerpunkt wird hierbei auf der quantitativen Formulierung von Preisstabilität liegen. Vor diesem Hintergrund wird sich der EZB-Rat auch der grundlegenden, aber häufig vernachlässigten Frage stellen müssen, ob das derzeit verwendete Inflationsmaß – der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) – eine geeignete Grundlage für die Geldpolitik in der Eurozone darstellt.