Update Magazin II/2023
Die Rentnergesellschaft – mehr Freiraum für Unternehmen
Gestiegene Zinsen, trübe wirtschaftliche Aussichten und hohe Inflation sorgen dafür, dass der Umgang mit Pensionsverpflichtungen für Unternehmen fordernd bleibt. Helfen kann ihnen eine Rentnergesellschaft.
Keine einfachen Zeiten für CFOs und Treasurer. Seit der Finanzkrise haben sie die mit Pensions verpflichtungen verbun denen Risiken zu spüren bekommen. Nun ist die Niedrigzinsphase vorbei und Unternehmen verbuchen dank der Zinswende eine spürbare Entlastung bei ihren Pensions ver pflichtungen sowie eine Stärkung ihrer Eigenkapitalbasis. Trotzdem bleibt ihr Weg Richtung De-Risking fordernd, denn sie müssen sich mit den Auswirkungen eines weiteren Pensionsrisikos auseinandersetzen: der Inflation. Doch von Anfang an.
Dass Pensionszusagen mit Risiken behaftet sind, ist schon lange bekannt. Entsprechend haben Unternehmen bereits vor über 20 Jahren begonnen, ihre Pensionsrisiken zu begrenzen – mit Ansätzen wie Planschließungen oder dem Abschluss von Rückdeckungs versicherungen. Nun bietet sich dank gestiegener Zinsen eine günstige Gelegenheit, die eigene „De-Risking Journey“ mit einem bislang wenig bekannten Ansatz fortzusetzen: Mit dem „Pension Buyout“ werden Pensionsverpflichtungen im Wege einer Spaltung gemäß deutschem Umwand lungsgesetz (UmwG) auf eine separate Gesellschaft übertragen, die sogenannte „Rentnergesellschaft“. Diese wiederum wird von einem externen Risikoträger übernommen. Wie die Auszahlung der Renten sichergestellt wird? Dazu werden im Rahmen der Spaltung Vermögenswerte in genau dem Umfang übernommen, der für die nachhaltige Finanzierung und damit die langfristige Erfüllung sämtlicher Pensions ansprüche sowie der verbundenen Aufwendungen erforderlich ist.
Eine Idee, drei Argumente
Eine solche Übertragung von Pensionsverpflichtungen auf eine externe Rentnergesellschaft entlastet das abgebende Unternehmen in jeder Hinsicht, und das endgültig. Erstens wirtschaftlich durch den Ausschluss von Pensionsrisiken wie Langlebigkeit oder Inflation. Zweitens wird das Unternehmen durch das Ausbuchen der Pensionsverpflichtungen (im Englischen „Settlement“) bilanziell entlastet. Drittens erfolgt die (arbeits-)rechtliche Enthaftung durch die umwandlungsrechtliche Übertragung. Zuletzt profitiert das Unternehmen auch operativ, da die Administration der Renten vollständig ausgelagert wird.
Sprich: Die Übertragung bietet eine weitergehende Enthaftung und Entlastung im Vergleich zu etablierten AssetManagement- oder Versicherungslösungen wie CTA oder Pensionsfonds. Außerdem ist sie in puncto Kosten und Liquidität aufgrund der Freiheitsgrade in der Kapitalanlage in der Regel deutlich günstiger als eine Liquidationsversicherung. Dazu kommt: Individuelle Rahmenbedingungen und Zielsetzungen können berücksichtigt werden.
Im angelsächsischen Raum sind „Pension Buyouts“ bereits weit verbreitet und ein etabliertes Instrument zum Pension-De-Risking.
Einsatzgebiete für diesen neuen Weg des Pension-DeRisking gibt es inzwischen viele: Situationsbezogen lassen sich etwa bei M&A-Transaktionen bessere Ergebnisse erzielen. Mit Blick auf die Bilanzsteuerung kann die Kapitalstruktur gestärkt und können zukünftige Schwankungen vermieden werden. Strategisch wird eine weitere Fokussierung auf das Kerngeschäft und eine Reduktion von Komplexität erreicht. Und für das Großthema „Transformation“ ist die Anpassung der Bilanz an das zukünftige Geschäftsmodell ein Faktor, um bei Investoren zu punkten.
Im angelsächsischen Raum sind „Pension Buyouts“ bereits weit verbreitet und ein etabliertes Instrument zum PensionDe-Risking. Nun steht auch den Unternehmen in Deutschland mit der Übertragung ihrer Pensionsverpflichtungen auf eine externe Rentnergesellschaft eine solche wirtschaftlich attraktive Option zur Verfügung – zumal mit Blick auf das neue Zinsumfeld. Die Zeiten für CFOs und Treasurer bleiben nicht einfach – werden aber durch die Option der Rentnergesellschaft etwas einfacher.
A / AUSLAGERN
Pensionsrisiken zu übertragen hilft unternehmen dabei, die volatilität der bilanz zu senken und die risikosituation zu verbessern.
Quelle: Allianz Global Investors, 2023