House View

Unser Blick auf Kapitalmarkt und Anlageklassen Q4 2024: Gangwechsel

Unsere Einschätzung der globalen Märkte

Ein Wendepunkt
  • Die Tatsache, dass die Zinssenkung durch die US-Notenbank im September erwartet wurde, macht sie nicht weniger zu einem Wendepunkt für die Märkte. Auch wenn sich die Gelegenheiten für die Anleger nicht über Nacht ändern werden, sind wir der Meinung, dass dies der Anfang vom Ende einer Phase ist, in der Technologieaktien und Barmittel (oder barmittelähnliche Instrumente) die einzigen Optionen darstellten.
  • Unserer Ansicht nach ist eine weiche Landung weiterhin der wahrscheinlichste Ausgang für die US-Wirtschaft. Die künftige Entwicklung der Zinssätze – einschließlich der Geschwindigkeit der Zinssenkungen und des neuen neutralen Zinssatzes – bleibt im Fluss. Wir sind jedoch der Auffassung, dass die Märkte mehr Zinssenkungen erwarten, als das Ergebnis einer weichen Landung vermuten ließe, und eine Neubewertung der Erwartungen könnte eine Quelle künftiger Volatilität sein.
  • Insgesamt dürften die Bedingungen sowohl für Anleihen als auch für Aktien positiv sein, wobei der Fokus vor allem auf Aktien der Industrieländer, Investment-Grade-Unternehmensanleihen und Staatsanleihen liegt.
  • Aufgrund der kurzen Turbulenzen an den Märkten im August wissen wir, dass jeder Datenpunkt in der derzeitigen unsicheren Umgebung genau studiert wird: Anleger sollten einen aktiven Ansatz für sich bietende Gelegenheiten in Betracht ziehen.
  • Es ist nun an der Zeit, wachsam zu bleiben und sich gleichzeitig auf eine Phase einzustellen, in der das Risiko unterschiedlich bewertet werden kann – und sich Anlegern mehr Optionen bieten – als in der jüngsten Vergangenheit.

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Grafik des Quartals

Zinssenkungserwartungen: zu aggressiv?
Die Märkte erwarten für das nächste Jahr insgesamt 135 Basispunkte an globalen Zinssenkungen, während es Ende Juni nur 75 Basispunkte waren.1 In den USA wird eine erhebliche Senkung erwartet – mehr, als bei einer weichen Landung zu erwarten wäre. Daher gehen wir davon aus, dass es zu einer Neubewertung der Erwartungen kommen könnte, was wiederum die Volatilität befeuern würde.

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Mehrere Faktoren als Volatilitätstreiber
  • Insgesamt blicken wir positiv auf die kommenden Monate, wobei wir uns bewusst sind, dass wir in eine Phase eines unter den Möglichkeiten bleibenden Wachstums eintreten, in der die Abwärtsrisiken natürlich zunehmen werden. Zwar ist dies nicht unser Basisszenario, aber das Risiko einer Rezession in den USA ist dennoch gestiegen. Die Herausforderung besteht darin, dass sich ein Abschwung oft nur schwer vorhersagen lässt: Die Arbeitsmarktdaten zeigen den Tiefpunkt in der Regel erst an, wenn die Rezession bereits eingetreten ist.
  • Die Geopolitik wird weiterhin eine Quelle der Volatilität sein so beispielsweise die weiteren Entwicklungen im Nahen Osten und in der Ukraine, die zu einem weiteren Anstieg der Energiepreise führen könnten.
  • Die US-Wahlen spielen eine große Rolle, und die Politik des Wahlsiegers dürfte die Märkte nachhaltig beeinflussen. Risiken sehen wir auch in Europa, wo Frankreich und Deutschland mit innenpolitischen Problemen zu kämpfen haben, während das Wachstum und die Finanzstabilität anfällig sind. Es besteht die Gefahr einer breiteren Instabilität der Eurozone, mit Auswirkungen auf die Anleihenmärkte.
  • Die Wachstumsschätzungen für Unternehmensgewinne sind relativ konzentriert, und jedes Risiko einer Enttäuschung könnte auch die Anleger verunsichern.
  • Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Anleger nach einer Phase relativ ruhiger Märkte – ungeachtet eines gelegentlichen Anstiegs der Volatilität – auf eine mögliche Rückkehr der strukturellen Volatilität im Jahr 2025 einstellen sollten.

Bedenken Sie Folgendes:
  • Aktien: Erwarten Sie, dass Qualitäts- und Wachstumstitel aufgrund niedrigerer Zinsen besser abschneiden werden; stocken Sie aufgrund der Volatilität durch die US-Wahlen selektiv defensive Sektoren auf; betrachten Sie das Anlagethema Wasser als defensive Maßnahme.
  • Asien: Werfen Sie einen Blick auf Indien, wo das Wachstumspotenzial den Bewertungsaufschlag wert sein könnte; China könnte ein konträrer Markt sein, der von der Stabilisierung des Immobilienmarktes profitiert; ziehen Sie Japan nach dem Rückgang im August wieder in Betracht.
  • Festverzinsliche Anlagen: Erwägen Sie Long-Gilts gegenüber einem Korb von G4-Märkten; wir bevorzugen das Risiko in der Kurve und eine lange Duration in ausgewählten Märkten und sehen attraktive Relative-Value-Chancen in den Renditekurven von Staatsanleihen. Im Investment-Grade-Segment bevorzugen wir Finanztitel auf Relative-Value-Basis und Schwellenmarkt-Schuldtitel aufgrund einiger positiver Fundamentaldatenaspekte trotz der Sensitivität gegenüber US-Staatsanleihen.

Nähere Einzelheiten zu unseren Überzeugungen bezüglich der Anlageklassen.

Strukturell höhere Volatilität in den kommenden Monaten könnte die Anleger verunsichern. Da die Barmittelrenditen jedoch sinken und sich mehr Möglichkeiten auftun, sollten die Anleger ihre Positionierung unserer Meinung nach überdenken.

Anlageklassen

Fokus auf Qualität und Wachstum

Auch wenn sich das globale Wirtschaftswachstum verlangsamt, sollte dies nicht unbedingt als ein Baisse-Signal für die Aktienmärkte verstanden werden. Da auch die Inflation und die Zinsen sinken, dürfte sich dieser Gleitpfad positiv auf Qualität und Wachstum auswirken, und wir gehen davon aus, dass diese Anlagestile in den kommenden Monaten eine Outperformance erzielen werden. Tatsächlich hängt das Schicksal der Weltwirtschaft in hohem Maße davon ab, ob dieser Gleitpfad eines Gleichgewichts aus Zinsen, Wachstum und Preisen erreicht wird – derzeit deuten jedoch alle Anzeichen in dieser Hinsicht auf ein positives Ergebnis hin.

Im letzten Teil des Jahres wird es wahrscheinlich zu einer gewissen Volatilität kommen – nicht zuletzt wegen der US-Wahlen im November –, so dass es sinnvoll sein dürfte, selektiv auf einige defensive Optionen zu setzen, um sicherzustellen, dass die Portfolios so ausgewogen wie möglich sind. Britische Aktien sind unseres Erachtens attraktiv bewertet und dürften von den Auswirkungen niedrigerer Zinsen und politischer Stabilität profitieren. Angesichts der niedrigen Bewertungen fanden viele Fusionen und Übernahmen im Vereinigten Königreich statt.

Andere Bereiche wie Small Caps und Technologie dürften sich in einem Umfeld niedriger Zinsen und moderaten Wachstums gut entwickeln. Auch Aktien, die mit dem Thema Wasser in Verbindung stehen, bieten derzeit gute defensive Möglichkeiten, da sie nicht von einem bestimmten politischen Programm abhängig sind.

Anhaltende Präferenz für Asien

Alles in allem bevorzugen wir weiterhin Asien als Region. Angesichts des jüngsten starken Rückgangs in Japan – dem zweitgrößten in der Geschichte – und der laufenden Strukturreformen werden japanische Aktien derzeit bevorzugt. Wir sehen auch Aufwärtskorrekturen der Gewinnprognosen, Rückkäufe und steigende Dividenden.

In China scheint sich die Lage auf dem Immobilienmarkt stabilisiert zu haben, was durchaus als Katalysator für Aktien wirken könnte, von denen viele derzeit sehr attraktiv bewertet sind. Die Geopolitik bleibt hier natürlich ein Risiko, und eine mögliche Ausweitung der bestehenden Handelskonflikte dürfte die Stimmung trüben. Bei den chinesischen Aktienmärkten erwarten wir für das 4. Quartal 2024 ein günstigeres Umfeld.

Was Indien betrifft, so gibt es zwar einen Bewertungsaufschlag, der jedoch durch das starke Wachstum mehr als ausgeglichen werden dürfte. Sehr solide Fundamentaldaten, insbesondere Indiens günstige demografische Verhältnisse – eine große Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit einem Durchschnittsalter von nur 28 Jahren – deuten auf positive Wirtschaftsaussichten in den kommenden Jahren hin. So wird sich beispielsweise allein der indische Konsumgütermarkt bis 2031 voraussichtlich mehr als verdoppeln.

Drei Gründe, die für Schwellenmarktanleihen in lokaler Währung sprechen

Drei Faktoren untermauern unsere positive Einschätzung von Schwellenmarktanleihen in lokaler Währung. Erstens ist die Inflation in den Schwellenländern schneller gesunken, als die Zentralbanken der Schwellenländer die Zinsen gesenkt haben. Das bedeutet, dass die realen Renditen in den Schwellenländern derzeit auf einem Mehrjahreshoch sind, was darauf hindeutet, dass die Zentralbanken der Schwellenländer reichlich Spielraum für weitere Zinssenkungen haben. Der Beginn des Zinssenkungszyklus der Fed dürfte die Dynamik bei den Zinssenkungen in den Schwellenländern weiter steigern.

Zweitens hat sich der Spread zwischen den Renditen lokaler Anleihen und US-Staatsanleihen im Laufe des Jahres 2024 stetig vergrößert, was eine attraktive Carry-Chance darstellt. Drittens scheint das Wachstum in den Schwellenländern in diesem und im nächsten Jahr stabil zu sein und dürfte die Wachstumsaussichten der Industrieländer mühelos übertreffen.

Wir gehen davon aus, dass die Renditen von Schwellenmarktanleihen in lokaler Währung in den kommenden Monaten weiter sinken werden.

Die realen Zinssätze in den Schwellenländern sind auf einem Mehrjahreshoch, was den Zentralbanken reichlich Spielraum für Leitzinssenkungen gibt
Die realen Zinssätze in den Schwellenländern sind auf einem Mehrjahreshoch, was den Zentralbanken reichlich Spielraum für Leitzinssenkungen gibt

Quelle: Bloomberg, Allianz Global Investors, Stand: September 2024. Einfacher Durchschnitt für den Leitzins, für die folgenden Länder um den 12-Monats-VPI deflationiert: Südafrika, Brasilien, Mexiko, Uruguay, Dominikanische Republik, Indien, Kolumbien, Rumänien, Ungarn, Peru, Polen, Tschechische Republik, Chile, Indonesien, Malaysia, Thailand, China und Türkei.

Fokus auf Staatsanleihen der Industrieländer – insbesondere des Vereinigten Königreichs

Angesichts des aktuellen globalen makroökonomischen und politischen Umfelds sind wir im Hinblick auf die Renditeaussichten von Staatsanleihen konstruktiv gestimmt. Wir bevorzugen in mehreren Märkten eine lange Zinsduration und positionieren uns für steilere Renditekurven, insbesondere in den USA und der Eurozone.

Die Märkte beginnen, ihre Erwartungen für das Wachstum in den USA zurückzuschrauben, und das Wachstum in Europa und China bleibt glanzlos. Auch der Inflationsdruck lässt nach, wozu die sinkenden Rohstoff- und Energiepreise beitragen. Wir sehen Chancen im Zusammenhang mit einer möglichen Neubewertung der Zinsmärkte, insbesondere wenn die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung in den kommenden Monaten steigt und die Zentralbanken ihre Zinssenkungen vorziehen. Sollten die Breakeven-Inflationsraten weiter sinken, da sich die kurzfristigen Inflationsrisiken verflüchtigen, würden wir es ebenfalls vorziehen, eine ausgewogenere Positionierung vorzunehmen, indem wir einen gewissen Inflationsschutz zu den Portfolios hinzufügen.

Auf einer Relative-Value- und marktübergreifenden Basis bevorzugen wir britische Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen. Wir sind der Meinung, dass die Zinsmärkte die Zinssenkungen der Bank of England in den nächsten sechs bis neun Monaten im Vergleich zur EZB und zur Fed zu wenig einpreisen.

Gleichgewichtete Investitionen in den US-Aktienmarkt

Die Konzentration auf dem US-Aktienmarkt ist so hoch wie seit den 1970er Jahren nicht mehr, was auf die hervorragende Performance der „Glorreichen Sieben“ zurückzuführen ist. Aufgrund der Bedenken über deren übermäßigen Einfluss überzeugt der Ansatz der Gleichgewichtung, da er eine Diversifizierung bietet, die die Risiken einzelner Aktien reduziert, wie die jüngsten Gewinnmeldungen von Nvidia zeigen.

Die Geschichte zeigt, dass marktbeherrschende Unternehmen nur selten ihre Führungsposition behalten. Von den 10 größten Unternehmen der Welt im Jahr 2010 sind nur noch Apple und Microsoft übrig geblieben. Dies wird auch durch Analysen untermauert, die auf eine langfristige Underperformance der größten börsennotierten Unternehmen hindeuten, und durch die aktuelle 3-fache Bewertungslücke gegenüber dem 1,7-fachen Umsatz unterstützt.

Aus eher taktischer Sicht könnte das von uns erwartete Szenario einer sanften Landung zu einer breiteren Marktbeteiligung führen, da sich der Abstand im Gewinnwachstum zwischen den „Glorreichen Sieben“ und den übrigen 493 Unternehmen verringern dürfte. Die Anleger sind aufmerksam geworden: Seit Mitte Juli hat sich der Ansatz der Gleichgewichtung besser entwickelt, nachdem er 18 Monate lang hinterhergehinkt war.

Er ist zwar nicht ohne Risiko, da die größten Unternehmen weiterhin die Erwartungen des Marktes übertreffen könnten, wir sind aber der Ansicht, dass die Verringerung der idiosynkratischen Risiken, die angemessene Bewertung und das erwartete Gewinnwachstum diese Bedenken überwiegen.

Aktien statt Hochzinsanleihen

In einem Umfeld, in dem wir die Aussichten bezüglich des Gesamtrisikos konstruktiv einschätzen, bevorzugen wir die Aktienmärkte gegenüber hochverzinslichen Anleihen. Es stimmt, dass US-Aktien, die hauptsächlich von Wachstumstiteln angetrieben werden, ziemlich teuer erscheinen. Da wir aber Substanz- gegenüber Wachstumswerten und Gleichgewichtung gegenüber Marktkapitalisierungsgewichtung bevorzugen, kommen uns der breite Aktienmarkt im Allgemeinen und europäische Aktien im Besonderen nicht übermäßig teuer vor. In den USA haben wir gesehen, dass hohe Bewertungen länger anhalten können als erwartet. Wir sind der Meinung, dass die technischen Bedingungen für die Aktienmärkte nach wie vor günstig sind, und sehen Potenzial für weitere Gewinne.

Auf den ersten Blick scheint das Carry, das Hochzinsanleihen bieten, recht attraktiv zu sein, zumal das wirtschaftliche Umfeld keine Warnsignale aufweist. Angesichts der derzeitigen fünfjährigen Duration der Spreads besteht jedoch die Gefahr, dass ein größerer Marktschock die Carry-Chancen aushöhlt.

Während sowohl US-amerikanische als auch europäische Aktien immer noch unter ihren Höchstständen sind, haben US-amerikanische und europäische Hochzinsanlagen seit August neue Höchststände erreicht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir aufgrund des niedrigen Spreadniveaus bei Hochzinsanleihen im Vergleich zu Aktien weniger Chancen für einen nachhaltigen Performanceanstieg sehen.

Unsere aktuelle Einschätzung zu Makroökonomie und Märkten sowie überzeugende Ideen unserer CIOs für verschiedene Anlageklassen.

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