Wohlstand für alle ermöglichen!
Zusammenfassung
Tobias Pross, Global Head of Distribution and Head of EMEA, Allianz Global Investors, im Gespräch mit Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research, Allianz Global Investors, über das Thema Mitarbeiterkapitalbeteiligung.
Update Magazin III/2018 |
Herr Pross, Sie arbeiten an verantwortlicher Stelle bei einem global agierenden Fondsmanager, repräsentieren als Präsident des BVI die gesamte Fondsbranche in Deutschland – und haben sich in einem Buchbeitrag1 jüngst für die Förderung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung ausgesprochen. Passt das zusammen?
Tobias Pross:
Auf jeden Fall. Die Chancen der
Mitarbeiterkapitalbeteiligung sind vielfältig und
wurden sehr treffend vom Bundesministerium für
Arbeit und Soziales unter seinem damaligen
Bundesminister, Olaf Scholz, zusammengefasst:
„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich
besser mit ‚ihrem‘ Unternehmen identifizieren,
Solidarität und Transparenz steigen, die Motivation
ebenfalls, die finanzielle Basis der Unternehmen
wird gestärkt.“2
Zu den Vorteilen für die „Governance“, die Unternehmensführung,
treten für mich aber noch viel
wichtiger die Vorteile für die Gesellschaft: Die
Trennlinie zwischen Kapital und Arbeit wird aufgehoben.
Arbeitnehmer werden zu Eignern, die
nicht nur über den Lohn Anteil am Erfolg des
Unternehmens haben, sondern unmittelbar auch
durch das Kapital. Sie werden zu Teilhabern am
unternehmerischen Erfolg, in der Erwartung, auch
an der Risikoprämie für den Kapitaleinsatz zu
partizipieren. Gerade in einer Zeit, in der der
Lohnanteil am gesamtwirtschaftlichen Volkseinkommen
zugunsten des Kapitaleinkommens sinkt –
ein Trend, der für die Industriestaaten insgesamt
feststellbar ist –, sollte die Beteiligung am Kapitaleinkommen
über die Kapitalbeteiligung gefördert
werden. Letztlich ist dies auch eine Maßnahme
gegen die viel debattierte „Ungleichheit“ – sowohl
auf Seiten des Vermögens als auch auf Seiten des Einkommens.
Aber wo kommt da ein aktiver Manager ins Spiel? Noch dazu einer, der die Risikodiversifikation im Blick hat.
Tobias Pross:
Ich denke da in zwei Richtungen:
durch die Integration in das „ESG“-Screening und
durch die Förderung von Teilhaberfonds. Mitarbeiterkapitalbeteiligung
– verstanden als direkte
Beteiligung der Angestellten am Kapital der Firmen,
bei denen sie beschäftigt sind – kann sicher immer
nur ein erster Einstieg in die Kapitalbeteiligung sein.
Aber schon hier kommen wir als Asset-Manager,
zumal als einer, der „ESG“ als integrativen Ansatz
in seinen Strategien verfolgt, ins Spiel. Das Akronym
„ESG“ steht für „Environmental“ (Umwelt), „Social“
(Gesellschaft), „Governance“ (Unternehmensführung).
Immerhin wird die Hälfte der global verwalteten
Gelder institutioneller Anleger nach den
Prinzipien verantwortungsvollen Investierens (PRI –
„Principles for Responsible Investment“) der Vereinten
Nationen verwaltet, auf die „ESG“ zurückgeht.
Das sind ca. 60 Billionen US-Dollar.
Mein Vorschlag ist deshalb: Die Vorteile der
Mitarbeiterkapitalbeteiligung sollten in die Unternehmenswerteanalyse
als Standard über die
ESG-Kriterien integriert werden. Sie würden nicht
nur die „Governance“ („Anreizstruktur“), sondern
vor allem auch das Kriterium „Soziales“ mit seinen
Unterkategorien „Beziehung zum Gemeinwesen“,
„faire Arbeitsbedingungen“, „Entgelt und Leistungen“
umfassen. Folgerichtig wären Unternehmen,
die intensiv die Beteiligung ihrer Mitarbeiter am
Unternehmen fördern, im Vorteil beim Wettkampf
um Kapital.
Aber das Klumpenrisiko bleibt natürlich …
Tobias Pross:
In der Tat. Die Mitarbeiterkapitalbeteiligung
als Teil guter „Corporate Governance“
muss kritisch im Kontext des Klumpenrisikos des
Kapitaleigner-Angestellten gesehen werden. Wer
sich an der Firma, für die er arbeitet, beteiligt, kann
im schlechtesten Fall z. B. eines Firmenbankrotts,
sowohl seine Arbeit als auch sein aufgebautes
Vermögen verlieren.
Was schlagen Sie als Lösung vor?
Tobias Pross:
Auf die Förderung von Mitarbeiterkapitalbeteiligung
zu drängen ist das eine, adäquate
Instrumente zur Verfügung zu stellen, damit Risiko
und Ertrag ausbalanciert werden können, ist das
andere, was die Fondsbranche zu dieser gesellschaftspolitisch
höchst relevanten Aufgabe beitragen
kann. Die Lösung liegt m. E. in „Teilhaberfonds“.
Teilhaberfonds sind vom Grundprinzip her keine
ganz neue Idee. 2009 wurde das „Mitarbeiterbeteiligungs-
Sondervermögen“ („Mitarbeiterbeteiligungsfonds“)
in das Investmentgesetz mit aufgenommen,
womit der Gesetzgeber eine neue Fondskategorie
geschaffen hat.
In Fonds dieser Ausgestaltung können fungible wie
nicht fungible Kapitalbeteiligungen von Mitarbeitern
unterschiedlicher Unternehmen eingebracht
werden, um das Risiko zu streuen. Über den Fonds
als Vehikel erfolgt eine mittelbare Unternehmensbeteiligung.
Der Fonds ist klassischerweise Sondervermögen,
d. h., er wird von einer Fondsgesellschaft
verwaltet, die im Fonds enthaltenen Anteile bleiben
jedoch im Eigentum der Anteilsinhaber.
Aber diese Mitarbeiterbeteiligungsfonds sind in den Kinderschuhen stecken geblieben.
Tobias Pross:
Das lässt sich nicht von der Hand
weisen. Mitarbeiterbeteiligungsfonds beantworten
zwar den Gedanken der Risikodiversifikation,
werden aber möglicherweise als zu unflexibel
angesehen, da das Anlageuniversum nur auf die
teilnehmenden Firmen beschränkt bleibt. Auch
ist fraglich, wie die Mitarbeiter die Eigentumsrechte
bei der Einbringung von Eigenkapital wahrnehmen
und damit in Entscheidungen der Firmen eingreifen
können. Zu echter Teilhabe gehört eben auch die
Möglichkeit, seine Eigentumsrechte am Kapital
ausüben zu können.
Bei den üblichen Fonds geht das aber nicht.
Tobias Pross:
Nein, aber im Zeitalter der Digitalisierung
muss es uns doch gelingen vom „Proxy-
Voting“ zum „Teilhaber-Voting“ zu kommen. Die
Fondsanteilseigner erhielten dann entsprechend
den von ihnen gehaltenen Anteilen Stimmrechte
für die Hauptversammlungen der Firmen. Diese
könnten sie untereinander austauschen, um möglichst
die Stimmrechte an der Firma wahrnehmen
zu können, für die sie arbeiten und deren Aktien sie
eingebracht haben. Wo sie das wünschen. Das
ganze per App. Diversifikation und Wahrnehmung
der Stimm-, d. h. Eigentumsrechte müssen kein Widerspruch
sein. Lassen Sie es mich auf den Punkt
bringen: In einer Zeit starker technologischer Disruption,
die nicht ohne Auswirkung auf die Verteilung
von Einkommen und Vermögen bleiben wird3,
liegt bei uns Fondsmanagern auch die Aufgabe,
„Wohlstand für alle“ zu ermöglichen. Active is: Den
Menschen in der Breite die Beteiligung an der
gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung zu ermöglichen.
1) Das Buch „CSR und Mitarbeiterbeteiligung: Die Kapitalbeteiligung im 21. Jahrhundert – Gerechte Teilhabe statt Umverteilung“ erschien im Oktober 2018 im Verlag Springer Gabler. Herausgeber sind Dr. Heinrich Beyer und Hans-Jörg Naumer, der das Interview geführt hat.
2) Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Mitarbeiterkapitalbeteiligung – Modelle und Förderwege“, 2009
3) Vgl. hierzu auch das Interview mit Dr. Carl Benedikt Frey in der Ausgabe „Update II/2017“
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Über den Autor
Tobias C. Pross ist seit Januar 2020 Chief Executive Officer (CEO) von Allianz Global Investors. Vor seiner Berufung zum CEO war er Global Head of Distribution – eine Position, die er seit 2018 innehatte. Von 2015 bis Mai 2019 war er in seiner Funktion als Head of Europe, Middle East and Africa (EMEA) auch Vorsitzender des European Executive Committee.
Zusammenfassung
Diesen September kamen unsere Experten wieder zusammen, um die Lage der Weltwirtschaft zu erörtern und der Frage nachzugehen, wie sich die Anleger an den Finanzmärkten verhalten sollten. Übereinstimmung erzielten wir in folgender Hinsicht: Die Weltwirtschaft ist noch in guter Verfassung, doch beeinflusst das Geschehen auf Ebene von Politik und Handel die Märkte in zunehmend unerwarteter Weise. In diesem Umfeld kann ein aktives Management von Risiken und Chancen – insbesondere die Diversifikation in Länder, Assetklassen und Sektoren – von Vorteil sein.