Fünf Jahre „Rana Plaza“ – Wie eine Tragödie zum Weckruf für die internationale Modebranche wurde

Fünf Jahre „Rana Plaza“ – Wie eine Tragödie zum Weckruf für die internationale Modebranche wurde

Zusammenfassung

Der Einsturz des Rana Plaza Fabrikgebäudes in Savar, Bangladesch, vor fünf Jahren war eine Tragödie, die hätte vermieden werden können. Das haben auch internationale Bekleidungsmarken verstanden. Eine Reihe von Modefirmen hat sich auf den „Accord“, eine bindende Vereinbarung über Fabrik- und Gebäudesicherheit in Bangladesch, geeinigt. Was das bislang gebracht hat, lesen Sie hier.

Fast (out of) Fashion?

‘Fast Fashion‘ Labels könnten schnell aus der Mode kommen, wenn die Firmen die Risiken in ihren Lieferketten vernachlässigen.

Der Einsturz des Rana Plaza Fabrikgebäudes in Savar, Bangladesch, vor fünf Jahren war eine Tragödie, die hätte vermieden werden können, da die Einsturzgefahr zu erkennen gewesen wäre. Aber lokale Fabrikanten und ihre Auftraggeber, internationale Bekleidungsmarken, waren anscheinend zu sehr damit beschäftigt, immer schneller neue Kollektionen in ihre Shops zu bringen - bis zum 24. April 2013, als das Gebäude einstürzte und über 1000 Menschen begrub.

Die Branche hat diesen grausamen Weckruf laut und deutlich gehört. Kurz nachdem die Rettungsmannschaften die Suche in den Trümmern beendet hatten, unterzeichneten eine Reihe von Modefirmen den ‘Accord‘, eine bindende Vereinbarung über Fabrik- und Gebäudesicherheit in Bangladesch, der von westlichen Mode-Labels und NGOs entwickelt wurde. Damit hat die Industrie einen großen Schritt in Richtung einer kollektiven Reduzierung von Risiken in der Lieferkette getan. Erstmals einigten sich internationale Einzelhandelsketten auf einen gemeinsamen Standard für die Prüfung von Bekleidungsfabriken, die Durchsetzung von Sicherheitsanforderungen und das Teilen von Audit-Informationen. Gleichzeitig haben sie den Fabrikarbeitern vor Ort über die Einrichtung von Gesundheitsausschüssen, Gremien zur Überwachung der Gebäudesicherheit und Beschwerdemechanismen eine Stimme verliehen.

Seitdem wurden viele Fortschritte gemacht. Das Abkommen, das heute mehr als 200 europäischen Textilketten vereint, hat mehr als 650 Fabriken in Bangladesch dazu gebracht, ihre Sicherheitsbedingungen zu verbessern und über 90% der beanstandeten Mängel zu beseitigen. Es ist das Bestreben von Investoren, Mode-Labels und NGOs, diesen positiven Trend weiter fortzuführen. Investoren haben ihre Erwartungen in Bezug auf nachhaltiges und verantwortliches Lieferantenmanagement der Branche erhöht. Bei Allianz GIobal Investors zum Beispiel integrieren wir materielle, branchenspezifische Risiken aus den Bereich Umwelt, Soziales und Governance in Analyse und Investitionsentscheidungen. Im Einzelhandel sind Lieferkettenrisiken auch finanziell bedeutsam. Eine zuverlässige Lieferkette ist der Schlüssel, um Produkte in verlässlicher Qualität und innerhalb kurzer Lieferzeiten zum Kunden zu bringen. Das Wohlergehen und die Sicherheit von Arbeitnehmern sind wesentliche Voraussetzungen für ein robustes Lieferkettenmanagementsystem. Werden strukturelle Lieferkettenrisiken nicht adressiert, kann dies zu Betriebsunterbrechungen durch Produktionsstopps oder Streiks führen. Daher wollen wir in der Tiefe verstehen, welchen Risiken Unternehmen in diesem Bereich ausgesetzt sind und was sie konkret zur Risikominimierung tun. Außerdem bekommen die globalen Handelsketten stärkeren regulatorischen Druck im Hinblick auf ihre Lieferketten zu spüren.

Trotz der Fortschritte, die das in den kommenden Wochen auslaufende ‘Accord‘- Abkommen erzielt hat, bleibt noch einiges zu tun. Eine Verlängerung für weitere drei Jahre, wie sie derzeit angestrebt wird, könnte, die ursprüngliche Vereinbarung durch Ausweitung auf andere verwandte und vorgelagerte Betriebe stärken.
Obwohl ein zweites Abkommen derzeit von Bangladeschs Obersten Gericht auf Eis gelegt wurde, haben es bereits von 140 globale Textilketten unterzeichnet. Sie haben die neue Industriedynamik und die Vorteile steigender Produktionsstandards verstanden und verinnerlicht.

Täten sie es nicht, könnten die Mode-Labels schnell aus der Mode kommen, sowohl bei Kundengruppen wie den Millennials, die sich enttäuscht von den Labels abwenden, die ihrem Markenversprechen nicht gerecht werden, als auch bei aktiven Investmentmanagern, die die Risiken in der Lieferkette dieser Unternehmen umfassend neu bewerten müssten.

Henrike Kulmann, ESG Research Analyst Allianz Global Investors

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ESG als Beitrag zum Schutz vor Abwärtsrisiken

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