Zusammenfassung
Als Lehman Brothers am frühen Morgen des 15. September 2008 Insolvenz anmelden musste, steigerte sich der „perfekte Sturm“, der seit dem Jahr 2007 von US-Subprime-Krediten durch die globalen Finanzmärkte geblasen hatte, zu einem Orkan. Institutionen wie Fannie Mae, Freddie Mac und der damals weltgrößte Versicherer AIG fielen in sich zusammen und mussten staatlich gerettet werden. Der IMF schätzte im Jahr 2009, dass US- und europäische Banken zwischen 2007 und September 2009 über 1 Billion US-Dollar an Verlusten durch toxische Assets und Kredite erlitten hatten – und sagte voraus, dass diese sich bis zum Jahr 2010 mehr als verdoppeln würden. Die wenigsten professionellen Auguren ahnten im Jahr 2009, dass der MSCI World im März zu seinem mit mittlerweile 10 Jahren längsten Bullenmarkt aufgebrochen war. In dieser Dekade hat sich nicht nur die Zentralbankpolitik, sondern auch die globale Finanzarchitektur substanziell verändert. Wie wurden Risikomanagement-Ansätze für die Kapitalanlage in dieser Zeit weiterentwickelt? Welche Herausforderungen zeichnen sich für die nächsten Jahre ab?
Update Magazin I/2019 |
1 Erkenntnis 1: Das langfristig größte Risiko ist, keine Risiken einzugehen
Nach einer Dekade unorthodoxer Zentralbankpolitik bieten
defensive Rentenanlagen den Anlegern wenig Kompensation
für die wieder vorhandene Inflation. Die Realrenditen von
Staatsanleihen der allermeisten entwickelten Länder sind
selbst für lange Laufzeiten negativ (siehe Grafik A/).
Kontinentaleuropäische institutionelle Anleger, welche traditionell
stark in defensive Rententitel investiert hatten, sahen
sich zunehmend gezwungen, auf Unternehmensanleihen und
weitere Spread-Marktsegmente sowie alternative Anlagen
auszuweichen, um langfristige Verpflichtungen nachhaltig
erfüllen zu können. Auch strategische Investments in die
Aktienmärkte waren für einige Investorengruppen geeignet,
um eine Partizipation an Risikoprämien zu ermöglichen.
Mit dieser strategischen Orientierung steigen die Risiken
dieser Anleger im Fall einer erneuten Marktkrise. Damit ergibt
sich ein strategischer Bedarf an effizientem Risikomanagement,
um die Risikotragfähigkeit von institutionellen Anlegern
nicht zu überfordern.
Quelle: Bloomberg, Allianz Global Investors, unter Berücksichtigung länderspezifischer Konsumentenpreis-Inflation, HVPI für Euro-Länder; Stand: 02.01.2019
Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.
2 Erkenntnis 2: Marktliquidität ist zentral, aber keine Konstante
Die heiße Phase der „Great Financial Crisis“ begann am 9. August
2007, als BNP Paribas drei ihrer Geldmarktfonds für
Rückgaben schloss. Waren zunächst vor allem ABS betroffen,
weitete sich die Liquiditätskrise zunehmend auf Corporate-Bond-
Märkte
aus. Im September/Oktober 2008 waren dann
temporär sogar europäische Staatsanleihen kaum noch
handelbar.
Zumindest an den Terminbörsen für Aktien- und
Renten-Futures konnten Anleger auch im Herbst 2008 ausreichend
Liquidität finden. Insofern waren und sind Anleger
im Risikomanagement dann nachhaltig aufgestellt, wenn
sie auf der vollen Klaviatur finanzieller Instrumente spielen
können.
In den 10 Jahren seit der Finanzkrise hat sich die Finanzarchitektur
weiter verändert: Der zunehmende Anteil von Trading
auf Basis elektronischer Algorithmen, die Fragmentierung
der Trading-Volumina auf alternative elektronische Handelsplattformen
sowie der ungebrochene Siegeszug passiver
Investments mit Hilfe von ETFs lassen Zweifel aufkommen,
ob in einem Krisenfall tatsächlich ausreichend beidseitige
Liquidität zur Verfügung steht. Welche dramatischen Effekte
aus elektronisch orchestrierten (scheinbaren) Verkaufsorders
entstehen können, zeigte der Flash-Crash vom 6. Mai 2010,
als der Leitindex S&P 500 in wenigen Minuten um fast 6 %
einbrach, während einzelne Aktien kurzfristig über die Hälfte
ihres Börsenwertes verloren.
Selbst die weltweit liquidesten Märkte sind anfällig für algorithmisch
potenzierte Verwerfungen. Für die deutlich weniger
liquiden Corporate-Bond- und andere Spread-Märkte gilt
das vermutlich noch stärker: Die strategische Nachfrage von
institutionellen Investoren – sowie die Unterstützung durch
Käufe der Notenbanken – sorgte für Corporate-Bond-Märkte,
deren Liquidität über Jahre kaum getestet wurde. In der vielbeachteten
globalen Liquiditätsstudie von PWC im Jahr 2015
wird ebenfalls auf die nach dem Jahr 2010 sinkende Liquidität,
insbesondere in Bezug auf die Corporate-Bond-
Märkte, hingewiesen.
Beispielsweise gingen die europäischen Handelsvolumina
bei Unternehmensanleihen zwischen 2010 und 2015
um bis zu 45 % zurück. Weitere Indizien für schwindende
Marktliquidität
sind die verkleinerten Handelsbestände
bei Investmentbanken: Beispielsweise schrumpften die
Handelsbestände von US Corporate Bonds zwischen 2008
und 2015 um fast 60 %.
Fazit: Die Finanzarchitektur hat sich nach dem Jahr 2008 deutlich
gewandelt. Für das Risikomanagement rücken damit noch
stärker als zuvor Assetklassen und insbesondere derivative
Instrumente in den Fokus, welche auf Basis eines effizienten
elektronischen Handels hohe Liquidität bieten.
3 Erkenntnis 3: Weltwirtschaft und Finanzmärkte stehen 2019 am Scheideweg
Die Weltwirtschaft befindet sich im neunten Jahr eines breiten
Aufschwungs. Allerdings lässt die Wachstumsdynamik spürbar
nach. Selbst der durch Donald Trumps Steuerreform aufgeheizte
US-Aktienmarkt wandelt auf zunehmend dünnem Eis,
wie ein Blick auf die Marktbewertung des S&P 500 gemäß
dem zyklusadjustierten Kurs-Gewinn-Verhältnis („CAPE“)
belegt. Mit einem CAPE von über 30 erreichte die Bewertung
des US-Aktienmarktes im Jahr 2018 ein ähnlich hohes Niveau
wie vor der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Signifikant
überschritten wurde ein solches Bewertungsniveau
nur im Jahr 2000, was in der Rückschau als Höhepunkt der
Tech-Blase angesehen wird.
Ein weiterer Bremsfaktor für das zukünftige Wirtschaftswachstum
ist das Niveau der globalen Verschuldung: Nach der
Finanzkrise von 2008 stieg die öffentliche Verschuldung
deutlich von 68 % im Jahr 2007 auf zuletzt über 90 % des
globalen GDP an, während ein Deleveraging im nicht finanziellen
Privatsektor weitgehend ausblieb. In den Emerging
Markets, vor allem in China, war der Privatsektor sogar der
wesentliche Treiber eines historisch schnellen Anstiegs des
Verschuldungsgrades (ohne Finanzsektor) in der letzten Dekade
von 137 % auf über 220 % des GDP.
Die hohe absolute Bewertung der Aktienmärkte und die
Ausweitung der globalen Schuldenstände ist keineswegs
irrational, sondern das Resultat der Geldpolitik der letzten
Dekade. Diese als Antwort auf die Finanzkrise konzipierte
Politik des „Quantitative Easing“ hat jedoch im Jahr 2018 ihren
Gipfel voraussichtlich überschritten, wie ein Blick auf die
aggregierte monetäre Basis der wichtigsten Zentralbanken
in Grafik B/ belegt.
Quelle: Allianz Global Investors Global Economics & Strategy, Bloomberg; Daten per 12/2018
4 Nachhaltiges Risikomanagement für die nächsten 10 Jahre
Risikomanagement wird dann von Kunden als nachhaltig
attraktiv angesehen, wenn die Stabilität in Krisenzeiten zuverlässig
erhöht wird und die Opportunitätskosten auch in
langen Aufwärtsmärkten überschaubar bleiben. Die Risikomanagement-
Lösungen auf Basis des proprietären Investmentansatzes
DMAP© (Dynamic Multi Asset Plus) von Allianz
Global Investors zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf den
Erhalt des Renditepotenzials über einen kompletten Marktzyklus
abzielen – bei signifikanter Reduktion der Risiken in
schlechten Geschäftsjahren. Ermöglicht wird dies durch das
Prinzip der „dynamischen Asset Allocation“, welches effizient
mit Futures und anderen Derivaten umgesetzt wird.¹
Grafik C/ und Grafik D/ zeigen die aggregierten Wertentwicklungsergebnisse
unserer Mandate im Composite
„DMAP Asymmetric Total Return“. Die linke Grafik stellt dabei
die Renditedispersion der rollierenden 12-Monats-Renditen
dar, illustriert durch die mittlere Rendite und das jeweilige
Maximum und Minimum. Während die Dispersion der Strategischen
Asset Allocation (SAA) eine nahezu symmetrische
Verteilung um den Mittelwert impliziert, ist die realisierte
Renditedispersion des DMAP Composites asymmetrisch:
Das Downside-Verhalten ist deutlich attraktiver, was sich
in eine höhere mittlere Rendite übersetzt. Dabei muss dieRisikoreduktion
im Falle stark negativer Marktphasen nicht
notwendigerweise mit einem durchschnittlichen Renditenachteil
in positiven Marktphasen einhergehen, wie Grafik D/
widerspiegelt: Hier wurden die rollierenden 12-Monats-Renditen
aufsteigend in fünf Quintile sortiert und phasengleich
die mittleren Quintilsrenditen von SAA und Composite gegenübergestellt.
Dabei wird deutlich, dass die DMAP©-Strategie
in der Lage war, im Mittel sowohl in negativen (Quintil
1) als auch in positiven Marktphasen (Quintile 2–5) einen
Mehrwert zu erwirtschaften, wobei die Verlustvermeidung in
schlechten Zeiten deutlich stärker ausgeprägt war als die Erwirtschaftung
von Zusatzerträgen in guten Zeiten.
Risikomanagement sollte zwei Perspektiven einnehmen:
erstens den Blick in die Historie, um die Lehren aus eingetretenen
Krisen zu ziehen; zweitens sollten vorausschauend
auch Krisenszenarien berücksichtigt werden, die noch nicht
eingetreten, aber denkbar sind. Der mittlerweile dominante
Marktanteil von algorithmischem Handel und der Abbau von
Handelsbeständen bei klassischen Market-Makern vergrößern
die Risiken für Diskontinuitäten wie Overnight-Risiken.
Um auch solche Szenarien zuverlässig zu adressieren, bieten
sich Ergänzungen des dynamischen Absicherungsprinzips
mit optionsbasierten Sicherungselementen an.
In einem kürzlich erfolgten Rating bescheinigte Scope der
Allianz Global Investors mit der Höchstnote AAA eine exzellente
Qualität und Kompetenz als Anbieter von Risk-Management-
Overlay-Dienstleistungen² und bestätigte unsere Marktstellung
als Marktführer in diesem Bereich. Mit der langjährigen
Erfahrung bei Risikomanagement-Overlays
und im
Tail-Risk-Management sind Allianz Global Investors und die
Risikomanagement-Experten bei Risklab hervorragend positioniert,
um für die unterschiedlichen Bedürfnisse institutioneller
Kunden effiziente und innovative Lösungen für die nächste
Dekade zu realisieren.
Quelle: IDS/Allianz Global Investors per 31.12.2018. Performance gross-of-fees in EUR.
Quelle: IDS/Allianz Global Investors per 31.12.2018. Performance gross-of-fees in EUR.
1) Ein Erfolg der Strategie kann nicht garantiert und Verluste können nicht ausgeschlossen werden.
2) AAA (AMR) Asset Manager Rating von Scope, veröffentlicht am 9. August 2018. Analysebereiche waren
„Investment Professionals“, „Investmentprozess und Research“, „Marktstellung und Performance“ und „Weitere interne
und externe Ressourcen“. Ein Ranking, Rating oder eine Auszeichnung ist kein Indikator für die zukünftige Entwicklung
und unterliegt Veränderungen im Laufe der Zeit.
Ein Ranking, Rating oder eine Auszeichnung ist kein Indikator für die künftige Entwicklung und
unterliegt Veränderungen im Laufe der Zeit. Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder
Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen
mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen
Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und
Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder
steigen. Ein
Erfolg der Strategie kann nicht garantiert und Verluste können nicht ausgeschlossen
werden. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Höhe zurück.
Die Volatilität der Preise für Fondsanteilwerte kann erhöht oder sogar stark erhöht sein. Die
frühere Wertentwicklung
ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. Wenn die Währung,
in der die frühere Wertentwicklung dargestellt wird, von der Heimatwährung des Anlegers
abweicht, sollte der Anleger beachten, dass die dargestellte Wertentwicklung aufgrund von
Wechselkursschwankungen höher oder niedriger sein kann, wenn sie in die lokale Währung des
Anlegers umgerechnet wird.
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Im nachfolgenden Interview spricht Prof. Richard B. Freeman, Harvard-Professor für Arbeitsökonomie, über „Roboter“, das Gesetz komparativer Vorteile, menschliche Arbeit und wie sich durch Kapitalbeteiligung eine Brücke zwischen Kapital und Arbeit schlagen lässt.